Coronakrise | Brauwirtschaft

Zweiter Lockdown bedroht Brauereien

Abgesagte Veranstaltungen und Festivals und die erneute Schließung der Gastronomie bedrohe viele Brauereien zum Jahresende in ihrer Existenz, mahnen die Verbände der deutschen Brauwirtschaft an. Sie fordern mehr staatliche Unterstützung.
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Abgesagte Veranstaltungen und Festivals und die erneute Schließung der Gastronomie bedrohe viele Brauereien zum Jahresende in ihrer Existenz, mahnen die Verbände der deutschen Brauwirtschaft an. Sie fordern mehr staatliche Unterstützung.

Die Verbände der deutschen Brauwirtschaft haben eine bittere Bilanz für das laufende Geschäftsjahr gezogen. Erneut appellieren sie an Bund und Länder, bei staatlichen Hilfen die Brauereien als engste Partner der Gastronomie angemessen zu berücksichtigen.

"Für viele Brauereien ist seit März über Nacht der wichtigste Geschäftszweig weggebrochen. Blicken wir zurück auf dieses katastrophale Jahr, waren Gaststätten und Hotels, Kneipen, Bars und Clubs über vier Monate komplett geschlossen. Zwischen Mai und Oktober lief das Geschäft, wenn überhaupt, nur mit deutlich reduziertem Umsatz. Größere Veranstaltungen, Feste, Festivals oder Feiern fanden über neun Monate überhaupt nicht statt. Den ersten Gastro-Lockdown konnten die handwerklichen und mittelständischen Brauereien dank finanzieller Rücklagen zumeist noch überstehen, der zweite Lockdown aber bringt jetzt viele Betriebe an die Grenzen ihrer Existenz", mahnen die Präsidenten des Deutschen Brauer-Bundes und des Verbandes der Privaten Brauereien Deutschland, Dr. Jörg Lehmann und Detlef Projahn, in einer gemeinsamen Erklärung.
 
Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) und der Verband der Privaten Brauereien Deutschland (VPB) vertreten gemeinsam die Interessen von mehr als 1.500 mittelständischen und handwerklichen, überwiegend familiengeführten Betrieben der deutschen Brauwirtschaft. Sie sehen den Fortbestand zahlreicher Brauereien akut gefährdet, zumal ein Ende des Lockdowns für das Gastgewerbe und eine Aufhebung des bundesweiten Veranstaltungsverbotes derzeit nicht annähernd absehbar seien. 
 
"Wir haben Verständnis, dass Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, die für die gesamte Gesellschaft eine sehr ernsthafte Bedrohung darstellt, durchgesetzt werden müssen", heißt es weiter in dem gemeinsamen Schreiben. "Von diesen Maßnahmen besonders betroffene Branchen wie die Brauwirtschaft benötigen dann allerdings zielgerichtete finanzielle Unterstützung zur Existenzsicherung, die bislang fehlt." Zwar sei es zu begrüßen, dass Bund und Länder europaweit einmalige Hilfsprogramme aufgestellt hätten, um in Not geratenen Branchen unmittelbar zu helfen. Zulieferer, die existenziell auf das Gastgewerbe und auf Veranstaltungen angewiesen seien, fielen dabei derzeit aber weitgehend unter den Tisch, kritisieren die Verbände.  
 

Absatzkanal Gastro für Brauer unersetzbar

Für viele Brauereien sei der Anteil an den Umsätzen von Fassbier, aber auch alkoholfreien Bieren und anderen Getränken, den sie über den Vertriebsweg Gastronomie tätigen, unersetzbar und überlebenswichtig. Je nach Ausrichtung des Betriebs können die Gastronomieumsätze bei mittelständischen, regionalen Brauereien bis zu 100 Prozent des Gesamtumsatzes betragen. Der von Brauereien im Handel erzielte Umsatz könne den Wegfall des Gastronomiegeschäftes nicht annähernd ausgleichen, stellt der DBB klar.
 

Brauer auch durch Pachtausfälle belastet

"Als engste Partner und Lieferanten der Gastronomie sind die Brauereien ein zweites Mal unmittelbar vom Lockdown betroffen", so Brauer-Präsident Lehmann. Es werde oft übersehen, dass viele Brauereien zudem Gaststätten verpachten und durch den Ausfall, die Stundung oder den Erlass von Pachten zusätzlich Millioneneinbußen hätten. Es sei nicht abzusehen, wie lange die Schließungen dieses Mal andauern, und die schrittweisen Verlängerungen des Lockdowns machten vorausschauende Planungen für betroffene Unternehmen unmöglich. Darum sei es für die notleidenden Betriebe wichtig, kurzfristig Wirtschaftshilfen, etwa in Form finanzieller Zuschüsse, in Anspruch nehmen zu können, um die massiven finanziellen Ausfälle aus dem Gastronomiegeschäft zumindest teilweise kompensieren und damit Betriebsschließungen abwenden zu können. Bisher hätten viele der betroffenen Betriebe die bestehenden Hilfsmaßnahmen aufgrund der Fördervoraussetzungen nicht in Anspruch nehmen können. 
Bierabsatz in Deutschland

Langfristig betrachtet geht der Bierabsatz in Deutschland seit Jahren kontinuierlich zurück. Die Coronakrise hat den Bierkonsum noch weiter gedrückt. Im 1. Halbjahr 2020 ist der Bierabsatz nach Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis)  gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 6,6 % beziehungsweise 302,5 Millionen Liter gesunken. Geschlossene Bars und Restaurants, abgesagte Feste und sonstige Großveranstaltungen sorgten besonders in den Monaten April (-17,3 %) und Mai (-13,0 %) für einen starken Rückgang beim Bierabsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Nach den Lockerungen erholte sich der Absatz wieder: Im Juni wurde im Vergleich zum Vorjahresmonat nur noch 1,9 % weniger Bier abgesetzt.







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