Strenge Anforderungen für Kassen in der Gastronomie.
Mit einer neuen Verordnung treten 2020 auch neue technische Vorgaben für die Gastro-Kasse in Kraft. Auf der Intergastra können sich Unternehmer über die entsprechenden Tools informieren.
Bei der Kasse kann es sich kaum ein Gastronom leisten, Neuerungen zu ignorieren. Nicht nur, weil das
Kassensystem vielerorts das Herzstück des gastronomischen Betriebs ist, in dem meist nach wie vor viel bar bezahlt wird und wo der Umsatz sich aus vielen kleinen Beträgen und Bestellungen zusammensetzt. Im Bereich
Kassen gibt es auch immer wieder
gesetzliche Änderungen, die Unternehmer tatsächlich
früher oder später zum Umrüsten zwingen, wenn sie sich nicht strafbar machen wollen.
Besonders im Fokus steht dieses Jahr die neuartige
Technische Sicherheitslösung (TSE), die mit der neuen Kassensicherungsverordnung verpflichtend wird. Eine solche TSE soll in der Kasse alle Umsätze unwiderruflich mitschreiben, sodass auch nachträglich nichts gelöscht oder manipuliert werden kann.
Ziel des Gesetz ist es, die Steuerhinterziehung am Point-of-Sale einzudämmen. Denn der Gastronomie und anderen Bargeldbranchen wird seit Jahren vorgeworfen, dass sie vielerorts durch Umsatzverkürzung Steuerzahlungen umgehen.
Die
Vorgabe der TSE in der Kasse hatte im
Vorfeld bereits für Wirbel gesorgt, weil bis kurz vor dem Inkrafttreten der Kassensicherungsverordnung Anfang des Jahres 2020 noch gar keine solche Sicherheitslösung vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zertifiziert war. Damit konnten Unternehmer sie auch nicht erwerben und in ihre Kasse integrieren. Das
Bundesministerium der Finanzen hatte deswegen bereits
Ende 2019 einen sogenannten Nichtanwendungserlass veröffentlicht.
Sicherheitslösung über USB-Stick oder SD-Karte
Demnach sind Unternehmer zwar schon jetzt grundsätzlich verpflichtet, ihre Kasse nach den neuen Vorschriften aufzurüsten und manipulationssicher zu machen. Allerdings wird es
seitens der Finanzverwaltung nicht beanstandet, wenn bis zum 30. September 2020 keine TSE eingesetzt wird – weil der Verkauf ja erst angelaufen ist.
Doch auch dieser verschobene Termin rückt näher, und die
IT-Halle bei der Intergastra gibt Unternehmern die Chance, sich vor Ort über neue Kassensysteme und die Aufrüstungsmöglichkeiten alter Systeme zu informieren. Fakt ist:
Inzwischen ist eine TSE verfügbar. Als erste derartige Lösung wurde die gemeinsam entwickelte TSE der Firmen Swissbit und Cryptovision zertifiziert. Diese soll
leicht in gängige Kassensysteme zu integrieren sein, da die Fiskalisierung dort mithilfe spezifisch angepasster Security Firmware und dedizierter Chips erfolgt, die einfach in USB-Sticks, SD- und Micro-SD-Karten integriert sind. Die
TSE von Swissbit haben bereits mehrere namhafte Hersteller in ihre Kassensysteme integriert. So will beispielsweise die Firma
Vectron bei der Intergastra diese neuen gesetzeskonformen Lösungen zeigen.
Auch der Kassenanbieter
Gastrofix, der erst vor wenigen Wochen vom kanadischen Mitbewerber Lightspeed übernommen wurde, präsentiert bei der Stuttgarter Fachmesse eine bereits
zertifzierte TSE. Sie wurde in
Kooperation mit Epson entwickelt.
Weitere TSE-Hersteller sind unter anderem Fiskaly oder A-Trust, die beide unter anderem mit der Kasse der Firma gastronovi kombiniert werden, die zudem die Hardware-Lösung von Epson mitanbietet.
Die TSE ist jedoch nur ein Teil der neuen Kassensicherungsverordnung, die Anfang 2020 in Kraft getreten ist. Eine weitere Vorgabe ist beispielsweise die
Belegausgabepflicht. Das bedeutet, dass der Gastronom zu jeder Bestellung – auch wenn sie noch so klein ist – verpflichtend einen Beleg herausgeben muss. Kleine Erleichterung: Laut Gesetz darf der
Bon auch digital ausgegeben werden, und zwar in einem „standardisierten Datenformat“. Das sind zum Beispiel JPG-, PNG- oder PDF-Dateien, also gängige Bild- und
Dateiformate, die inzwischen auf jedem Smartphone zu öffnen sind.
Digitaler Bierdeckel und Google-Marketing
Neben neuen Sicherheitslösungen stellen die Kassenanbieter bei der Stuttgarter Fachmesse noch
weitere Innovationen vor, die den Arbeitsalltag erleichtern sollen. So verspricht etwa Gastronovi mit seiner umfassenden All-in-one-Lösung Zeitersparnis im Tagesgeschäft, was wiederum dem Fachkräftemangel entgegenwirken soll. Beispielsweise ermöglicht es das Gastronovi-System nun, einen
„digitalen Bierdeckel“ zu erstellen. Der Gast kann seine einzelnen Konsumationen darauf „anschreiben lassen“ und zu einem späteren Zeitpunkt gesammelt bezahlen.
Zudem will Gastronovi Gastgeber aktiv beim Google-Marketing unterstützen. Dafür wurde die Software um eine
direkte Anbindung an Google My Business erweitert. Der Gastronom kann seine Unternehmensdaten und Öffnungszeiten aus dem System heraus zentral steuern – Änderungen der Daten werden dann immer automatisch auch bei Google angepasst. Über weitere digitale Möglichkeiten werden bei der Messe zudem
weitere Kassenanbieter wie Orderbird und die 42 GmbH informieren.
Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Schwesterzeitung ahgz