20. European Foodservice Summit Zürich

Kreativ zum Erfolg

Fyodor Ovchinnikov von Russlands größtem Pizza-Player Dodo Pizza stellte das Erfolgsrezept der Marke vor.
Thomas Fedra
Fyodor Ovchinnikov von Russlands größtem Pizza-Player Dodo Pizza stellte das Erfolgsrezept der Marke vor.

Mit Brainfood im wahrsten Sinne des Wortes ging der 20. European Foodservice Summit in Zürich am Mittwoch in die zweite Runde. Drei Helden im Rampenlicht: Fyodor Ovchinnikov, Gründer und CEO von Russlands größter Pizzakette Dodo Pizza, der Neurowissenschaftler Henning Beck sowie der international renommierte Gastro-Consultant Aaron Allen.

Hirn oder digitale Intelligenz – diese Frage beantwortete Henning Beck ganz klar zugunsten der menschlichen Hochleistungszentrale. Denn wo Computer & Co. mit Daten, Fakten und Regeln arbeiten, entfachen Wissen und Neugier kreative Prozesse – die Grundlage innovativer Lösungsfindung. Auch die Fähigkeit zu konzeptuellem Denken unterscheidet Beck zufolge das menschliche Hirn maßgeblich von künstlicher Intelligenz. Ein Quäntchen Unzufriedenheit (im positiven Sinne), gehöre in der Regel auch dazu, um Kreativität frei zu setzen. "Wenn Du zu glücklich und zu zufrieden bist, hörst Du auf, innovativ zu denken." Folglich gilt: ein Problem definieren, konzentrieren und dann mit Abstand betrachten. Denn wer nach Antworten sucht, findet sie laut Beck vor allem dann, wenn er sich nicht auf die Fragestellung versteift.

20. European Foodservice Summit, Zürich: Zwei Dekaden Foodservice Summit


Gnadenlose Transparenz

Fyodor Ovchinnikovs Problem bzw. Fragestellung definierte sich Anfang dieses Jahrzehnts folgendermaßen: Wie entwickele ich meine eigene erfolgreiche Fastfood-Kette? Was 2011 mit einer ersten Delivery-only-Pizzabäckerei im Untergeschoss eines Wohnhauses begann, zählt heute 526 Units in 12 Ländern weltweit. Ovchinnikovs kreativer Weg zum Erfolg: Pizza-Lieferservice mit selbstentwickelter Informationstechnologie vereinen, sprich: Expertise kombinieren (heute arbeiten 120 Entwickler für Dodo Pizza). Seine Geheimwaffe: gnadenlose Transparenz. Das Unternehmen legte von Beginn an alle Zahlen offen. Gewinne, Verluste, Monatsergebnisse einzelner Units – alles war (und ist!) mit wenigen Klicks abrufbar. Ein kluger Schachzug, denn das Ergebnis ist:

  1. Motivation – "Wer sich öffentlich so engagiert, kann nicht einfach aufgeben", so Ovchinnikov. Gleichzeitig liefert die Möglichkeit zum Vergleich den Franchisenehmern Anreize, die eigenen Ergebnisse zu verbessern.
  2. Werbung – Die Transparenz-Initiative weckte großes Interesse in der Öffentlichkeit.
  3. Vertrauen ­– Wer alles offenlegt, hat nichts zu verbregen. Ein zentraler Punkt, wenn es darum geht, private Investoren für die Expansion der Marke zu gewinnen. Webcams, die in allen Dodo-Küchen installiert und online einsehbar sind, wecken darüber hinaus das Vertrauen der Gäste in die Qualität der Produkte.

Das interne technologische Know-how ist eine der Stärken des Unternehmens: "Wir verfügen über die erste multinationale Pizza App", berichtete Ovchinnikov stolz. Sprich: unabhängig davon, in welchem Land sie sich befinden, können Gäste die Dodo-App nutzen, um ihre Pizza im Store vor Ort zu bestellen. 2018 erzielte der russische Marktführer im Pizzasegment (zugleich Russlands viertgrößter QSR-Player) einen Gesamtumsatz von 215 Mio. US-Dollar, Ziel 2019: 330 Mio. US-Dollar.

20. European Foodservice Summit, Zürich: Impressionen vom 2. Tag


Digitale Revolution

Kühe, die ihren Standort virtuell kommunizieren. Dronen, die Düngebedarf und Ernte überwachen. Kameras, die aus größter Entfernung kleinste Details auf Straßen und Plätzen erfassen – mit eindrucksvollen Beispielen konstatierte Top-Consultant Aaron Allen, dass die Digitale Revolution allgegenwärtig und unaufhaltsam ist. "Wer über diese Datenmengen verfügt, kennt dich besser als dein Ehepartner", so Allen. Die Frage ist: wer kreiert, wer betreibt, wer besitzt diese Datendominanz. Und was machen wir damit angesichts immer stärker werdender Konkurrenz?

Weitere Speaker auf der Bühne des 20. European Foodservice Summits waren: Ali Knapp, Präsident der Intertek Company Wisetail, die aufzeigte, wie Unternehmen mithilfe interner digitaler Lösungen nachhaltige Beziehungen zu ihren Mitarbeitern aufbauen; Investor Francesco De Mojana mit Blick auf investitionsrelevante Faktoren aufstrebender Marken; sowie Vertreter der beiden Edu-Partner True und Winterhalter, die die Zukunft mit voll-digitalisierten und global vernetzen Profiküchen aufzeigten. 

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