Die Betriebe des Gastgewerbes bewerten Geschäftslage und Ausblick mehrheitlich positiv. Erwartet wird ein gutes Sommergeschäft. Zu diesem Ergebnis kommt der 'Branchenbericht Frühjahr 2016', den der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga Bundesverband) auf seiner Jahrespressekonferenz in Berlin präsentierte.
Der Dehoga prognostiziert für das Gesamtjahr ein Umsatzplus von 2,5 %. „Zur Schattenseite gehört jedoch, dass viele Betriebe unter sinkenden Erträgen leiden“, kommentierte Präsident Ernst Fischer die Zahlen und beklagte insbesondere das Übermaß an Reglementierungen, das die Geschäfte verderbe.
Aufgrund der guten Konsumstimmung blickt die Gastronomie deutlich positiver auf die Geschäftslage als vor einem Jahr: 38,0 % (Vorjahr 29,9) berichten von einer guten und 44,5 % (Vorjahr 48,7) von einer befriedigenden Lage. Von einer schlechten Geschäftslage gehen 17,5 % (Vorjahr 21,4) aus. 68,2 % der Gastronomie-Unternehmen (Vorjahr 64,8) konnten ihre Umsätze stabil halten oder ausbauen. Umsatzrückgänge mussten 31,8 % hinnehmen (Vorjahr 35,2). Die Erträge sind bei 47,6 % (Vorjahr 47,4) der Befragten gesunken.
In der Hotellerie beurteilen 82,1 % der Befragten ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend (Vorjahr 80,3), eine schlechtere Geschäftslage nennen 17,9 % (Vorjahr 19,7). Entsprechend konnnten 69,5 % der Betriebe ihre Umsätze erhöhen bzw. stabil halten. Nicht ganz so angespannt wie in der Gastronomie ist die Ertragslage. Bei 39 % der Unternehmen (Vorjahr 45,3 %) sind die Erträge gesunken.
In ihrem Ausblick geben sich Hotellerie und Gastronomie ausgesprochen optimistisch: 90,2 % (Vj. 77,8) der Gastronomen und 94,6 % (Vj. 82,9) der Hoteliers erwarten gute oder befriedigende Geschäfte.
Als Hauptprobleme nennen die Unternehmer des Gastgewerbes vor allem die Themenfelder Personalgewinnung, steigende Betriebs- und Personalkosten, Arbeitszeitdokumentation und behördlichen Auflagen.
Ungebrochen stark ist der Jobmotor Gastgewerbe: In den vergangenen zehn Jahren sind in der Branche mehr als 263.000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden. Das ist ein Plus von rund 35,9 %. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft waren es im selben Zeitraum nur rund 16,8 %. Der Beschäftigungstrend in der Branche weist weiter nach oben.
28,8 % der Beschäftigten im Gastgewerbe haben ausländische Wurzeln. Menschen aus über 150 Nationen verdienen hier ihren Lebensunterhalt. Im Zusammenhang mit dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt begrüßte der Dehoga daher das geplante Integrationsgesetz der Bundesregierung mit seinen Ansätzen zur Erleichterung der Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen. „Gerade die Änderungen im Bereich der Beschäftigungserlaubnisse für Auszubildende und bei der Ausbildungsförderung stellen wichtige Verbesserungen bei den rechtlichen Hürden dar“, erklärte Fischer.
„Bürokratieabbau, mehr Flexibilität, weniger Reglementierung, Steuergerechtigkeit und Fairplay im digitalen Zeitalter. So lässt sich unsere Agenda zusammenfassen“, erläuterte er. „Wir sind überzeugt davon, dass unsere Branche mehr Wertschätzung und wirtschaftlichen Spielraum verdient“. Fischer mahnte in diesem Zusammenhang konkrete politische Reformen an, etwa beim Arbeitszeitgesetz oder der steuerlichen Gleichbehandlung der Gastronomie.
Im Zusammenhang mit der Arbeitszeitdokumentation erweist sich die Höchstarbeitszeit von zehn Stunden als Kernproblem. Der Dehoga schlägt deshalb vor, das Arbeitszeitgesetz von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit umzustellen. So, wie es die EU-Arbeitszeitrichtlinie vorsieht.
Ärgernis Allergenkennzeichnung: Seit Dezember 2014 in Kraft, verlangt eine europäische Verordnung die Information der Gäste über Allergene in den angebotenen Speisen und Getränken. Viel Bürokratie – wenig Nutzen, so das Fazit einer aktuellen Dehoga-Umfrage: 64,8 % der Befragten sehen den zeitlichen Aufwand als größte Schwierigkeit an, 54,5 % kritisieren den organisatorischen Aufwand. Im krassen Widerspruch dazu steht dagegen der Bedarf: 89,1 % der befragten Betriebe geben an, dass seit Dezember 2014 kein einziger Gast jemals die Informationen in Anspruch genommen hat.
Mit Blick auf die neuen Herausforderungen der Digitalisierung schließlich mit Sharing-Economy-Angeboten wie Airbnb oder Eat with, globale Buchungsportale oder die Vielzahl an Lieferdiensten fordert der Verband Fairplay. „Teilweise entstehen hier rechtsfreie Räume. Wettbewerbsverzerrungen müssen beseitigt werden", so Fischer.
Mit dem 'Branchenbericht Frühjahr 2016' stellt der Dehoga Bundesverband zum 34. Mal seine repräsentative Konjunkturbeobachtung des gastgewerblichen Marktes vor. Grundlage sind Befragungen von 3.000 Hoteliers und Gastronomen in ganz Deutschland. Die Beurteilung der Konjunkturentwicklung bezieht sich auf die Geschäftslage im Zeitraum Oktober 2015 bis März 2016 sowie die Geschäftserwartungen für die Monate April bis September 2016. Die Daten wurden im Zeitraum vom 4. April bis 10. Mai 2016 erhoben.
Der Bericht steht auf der Dehoga-Website kostenfrei zum Download zur Verfügung.
www.dehoga.de