Wer die Hitze nicht aushält - der Arbeitsmarkt ist deutlich beweglicher geworden.
Arbeitnehmer in Deutschland haben sich im vergangenen Jahr einer neuen Umfrage zufolge auch aufgrund der Corona-Krise stärker mit Wechselgedanken beschäftigt als in den Jahren zuvor. So konnten nur noch rund 55 Prozent der Befragten der Aussage vollständig zustimmen, sie beabsichtigten in einem Jahr noch beim selben Arbeitgeber beschäftigt zu sein.
Das geht aus einer aktuellen Befragung des Beratungsunternehmens Gallup hervor, die am Mittwoch präsentiert wird und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. 2019 lag dieser Anteil noch bei fast 75 Prozent. In den ersten beiden Corona-Jahren ab 2020 sank er dann deutlich auf rund 60 Prozent.
"Die Wechselbereitschaft nimmt konstant zu", teilte Gallup mit. "Beschäftigte schätzen ihre Aussichten in einem für Unternehmen herausfordernden Umfeld so positiv ein wie selten." Unternehmen, die sich nicht rechtzeitig darauf einstellten, "werden ins Schleudern geraten und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig gefährden", hieß es.
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"Zu beobachten waren ganze Branchenverschiebungen von Arbeitskräften", sagt bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl. "Die pandemiebedingten Einschnitte etwa im Bereich der Selbstständigen oder der Minijobberinnen sind bis heute sichtbar."
Homeoffice hat sich stabilisiert
Das ist nicht die einzige bleibende Folge von Corona auf dem Arbeitsmarkt:
Laut dem Münchner Ifo-Institut hat sich der Anteil der Beschäftigten, die zu Hause arbeiten, bei etwa einem Viertel stabilisiert. In manchen Branchen sind die Heimarbeiter nach wie vor in der großen Mehrheit, so bei den IT-Dienstleistern mit über 70 Prozent.
Die einstige Sorge vieler Unternehmen, dass bei unbeaufsichtigten Arbeitnehmern im Homeoffice der Schlendrian Einzug halten würde, habe sich bislang nicht bewahrheitet. "In der Regel senkt Homeoffice die Produktivität nicht, teilweise sind Produktivitätssteigerungen sogar messbar, bei steigender Job-Zufriedenheit der Beschäftigten", sagt Jean-Victor Alipour, der Fachmann des Münchner Ifo-Instituts. MEHR DAZU
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Neue Gesetze zu Weiterbildung und Einwanderung
Für weitere Bewegung auf dem Arbeitsmarkt sorgen zwei aktuelle Gesetzesvorhaben in Berlin: Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ist zuversichtlich, dass das Kabinett kommende Woche einen Beschluss zu seinen Plänen für ein Weiterbildungsgesetz fasst sowie zum neuen Fachkräfte-Einwanderungsgesetz. Nach den Plänen von Heil sollen sich Beschäftigte künftig ein Jahr bezahlt weiterbilden können. Voraussetzung solle eine Verständigung von Arbeitgeber und -nehmer sein.
Er sei "zuversichtlich", dass darüber am 29. März entschieden werde. Bei Wirtschaftsverbänden war das geplante Weiterbildungsgesetz im Januar auf Kritik gestoßen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte das Vorhaben zunächst aus haushaltspolitischen Gründen gestoppt.