Unterirdisch im Wortsinne, überirdisch im Design. Die lichtdurchflutete neue Mensa am Bildungscampus Heilbronn wartet noch auf ihre Gäste.
Sie ist ein konzeptioneller Meilenstein. Doch die für Mitte März geplante feierliche Eröffnung der neuen Mensa am Bildungscampus Heilbronn musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Eine Architektur-Perle im Dornröschen-Schlaf.
Platz für 530 Gäste bietet die neue Mensa, bis zu 1.500 kann sie täglich verpflegen – beweisen durfte sie sich allerdings erst an einem einzigen Tag. Nach anderthalb Jahren Bauzeit wurde zum ersten Mal am 16. März in der Mensa gekocht und bewirtet. Und vorerst auch zum letzten Mal.
Leuchttrum-Projekt ohne Gäste
Am 18. März wollten die Gastgeber Dieter Schwarz Stiftung und Studierendenwerk Heidelberg kulinarisch und gastlich ihre geladenen Gäste überzeugen. Doch das Coronavirus verbreitete sich zu gefährlich in Deutschland und Europa. So stehen die
fünf Selbstbedienungskassen, die die Heidelberger Hochschulgastronomen zum ersten Mal in einer Mensa einsetzen, verwaist in dem großzügigen, lichtdurchfluteten Saal. Sie müssen noch warten, bis sie ihre Effizienz im Warteschlangen Vermeiden beweisen dürfen. Auch die Kasse mit Service bleibt noch bis mindestens 19. April leer.
Bereit stehen die Teller mit spülmaschinenfest eingearbeitetem Barcode, die Waagen mit Scanner sowie Scanner für Shop-Produkte und Getränke. Auch die beiden SB-Kaffeemaschinen verfügen über ein Zahlungssystem. Gäste können dazu einfach ihren Mehrwegbecher nutzen. Einweg oder Mehrweg bei den Getränken? Die Gäste entscheiden. Beides ist im Angebot an getrennten Theken. Dabei spielen Bioqualität und fairer Handel bei Kalt- und Heißgetränken eine große Rolle – bei den Speisen kommt noch der Faktor Regionalität hinzu. Trocken-Pasta soll beispielsweise ausschließlich in Bioqualität vom Baden-Württembergischen Unternehmen Jeremias kommen.
Nachhaltiges Food-Konzept
Insgesamt legt das Studierendenwerk Heidelberg den
Einkaufs-Fokus auf Regionales, Saisonales und Nachhaltiges, das Ganze möglichst fair gehandelt. Außer den Ausgaben für Tellergerichte locken eine Frontcooking-Station und eine rein vegane Theke. Mehrfach wurde das Studierendenwerk Heidelberg
von der Tierschutzorganisation Peta für seine veganfreundlichen Mensen ausgezeichnet.
Grüne Hügel inmitten der Wissenschaftgebäude – von der Terrasse zwischen den beiden Hügelteilen gelangt man ins Erdgeschoss der Mensa.
Die Architektur des Büros Auer Weber setzt ein grünes Zeichen ins Campus-Ensemble aus hohen Wissenschaftstürmen: Der begehbare Wiesenhügel ist diagonal geteilt. Von der so entstandenen
Terrasse für Außengastronomie führen die ebenerdigen Eingänge zur
geschwungenen Treppe nach unten in die Mensa. Zuvor lädt man an einem von drei Aufwertern die Mensacard. Zwei akzeptieren nur Scheine oder Karten, einer auch Münzen. Gäste und Besucher können gegen Pfand eine Gästekarte "erwerben" und nach dem Essen dort wieder abgeben. Pfand und eventuelles Restguthaben werden ausgegeben.
Unten warten
Wohlfühlambiente, Licht und eine reiche Essensauswahl an den Buffet-Theken. Ein ausgeklügeltes
Wegeleitsystem soll Staus vermeiden und das Ambiente entspannt und entspannend halten – auch bei maximaler Auslastung. Gut aufgestellt ist das moderne gastronomische Konzept für das Event-Catering aus der technisch auf neuestem Stand ausgestatteten Küche: Über einen Tunnel ist die Mensa mit der Aula der Hochschule verbunden.
Eine breite, geschwungene Treppe führt in den Saal – durch ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept hinunter zum Lichthof.
Wann die Eröffnungsfeier die Mensa aus ihrem Dornröschen-Schlaf erwecken darf, kann derzeit niemand sagen. Die beiden Gastgeber Dieter Schwarz Stiftung und Studierendenwerk Heidelberg warten auf das Go. Solange bleibt alles still. Kühle Leere statt einladender Essens-Düfte. Das neu gebildete Mensateam muss in Kurzarbeit ausharren. Jedoch können alle relativ gelassen dem Ende der Schließungszeit entgegensehen. Das Studierendenwerk stockt das Kurzabeitergeld freiwillig auf netto 100 Prozent auf.
Studierendenwerk Heidelberg
Das Studierendenwerk Heidelberg sorgt für das leibliche Wohl von über 49.000 Studierenden. An den verschiedenen Hochschulstandorten warten 12 Mensen und Cafés oder regionale Anbieter auf die studentischen Gäste. Mit einem Umsatz von über 13 Mio. Euro (+ 4,1 % gg. Vj.) und dem dritthöchsten Umsatz pro Student (272,37 €) stehen die Heidelbeger Hochschulgastronomen auf Platz 6 (Vj. 7) im Mensa-Ranking 2018. Sie verzeichneten das viertgrößte Umsatzplus – ohne Zuwachs an Studierenden (-0,7 %).