Dehoga zu Bio-Siegel-Plänen

"Das hängt sehr von der Gäste-Nachfrage ab"

Cem Özdemir legte am Mittwoch, 19. April seine Bio-AHVV dem Kabinett vor und präsentierte die Details der Öffentlichkeit.
BMEL
Cem Özdemir legte am Mittwoch, 19. April seine Bio-AHVV dem Kabinett vor und präsentierte die Details der Öffentlichkeit.

Mit dem neuen Bio-Label will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Anreize geben, damit mehr nachhaltig erzeugte Lebensmittel ins Speisenangebot außer Haus kommen – auch in Imbissen und Restaurants. Doch wie schnell kann das auf breiter Front gelingen? Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges hat dazu Klärungsbedarf. 

 

Bundesernährungsminister Cem Özdemir setzt auf mehr Bio in Kantinen, Mensen und Restaurants und plant dazu auch ein neues Logo – die Branche sieht allerdings noch offene Punkte. "Es sind noch eine Menge Fragen zu klären, vor allem, was die Verfügbarkeit und Finanzierbarkeit von Bio-Lebensmitteln angeht", sagt Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges. "Ob das Bio-Angebot so steigt, wie der Minister sich das vorstellt, hängt ja insbesondere von der Nachfrage der Gäste ab." Die Vorgaben der geplanten neuen Siegel seien in jedem Fall äußerst ambitioniert.


Mit dem Logo in den Medaillenfarben sollen Betriebe den Bio-Anteil in ihrer Küche kennzeichnen können. Vorgesehen sind die Stufen Gold mit 90 bis 100 Prozent bio, Silber mit 50 bis 89 Prozent und Bronze mit 20 bis 49 Prozent - jeweils bemessen am Geldwert des gesamten Wareneinkaufs. Damit könnten Anbieter ihren Einsatz für eine nachhaltige Verpflegung "freiwillig, einfach und überprüfbar kennzeichnen und so für sich werben", so Özdemir bei der Vorstellung des Entwurfs Mitte April.

„Ob das Bio-Angebot so steigt, wie der Minister sich das vorstellt, hängt ja insbesondere von der Nachfrage der Gäste ab.“
Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin Dehoga

Die Pläne zielen zum einen auf Kantinen, Schulen, Kitas oder Behörden. Die Verordnung deckt aber den gesamten Bereich der Außer-Haus-Verpflegung ab, wie das Ministerium erläuterte – also den Imbiss an der Ecke ebenso wie das Restaurant oder das Speisenangebot in Krankenhäusern, Heimen, Mensen. Die Möglichkeit, den Bio-Anteil auf einen Blick transparent zu machen, schaffe einen Anreiz für die Küchen, Bio-Waren einzusetzen. Denn damit noch mehr Landwirte eine Umstellung auf Bio wagten, müssten sich Angebot und Nachfrage langfristig im Einklang entwickeln, sagte eine Sprecherin.

Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Hartges erläuterte, dass der Bio-Anteil in den Kantinen im vergangenen Jahr bei geschätzt zwei Prozent gelegen habe. "Stark im Trend liegen stattdessen regionale Produkte von Lieferanten aus der Umgebung, die flexibel sind, verlässlich und kurze Lieferwege haben." Wenn es um Nachhaltigkeit gehe, schritten die Gemeinschaftsgastronomen schon voran. "Zudem geht es auch darum, Gerichte anzubieten, die dem Geldbeutel der Gäste entsprechen."

Bio-Markt soll angekurbelt werden

Die Ministeriumspläne sehen Erleichterungen für Anbieter vor, an einer Bio-Zertifizierung von Produkten und Zutaten teilzunehmen. Geplant sind auch Kontrollen. Die Betreiber sollen den Bio-Anteil berechnen und monatlich aktualisieren. Die Verordnung muss noch in den Bundesrat. Die Neuregelungen sollen den deutschen Biomarkt auch insgesamt ankurbeln. Denn erklärtes Ziel der Ampel-Koalition ist ein Öko-Flächenanteil von 30 Prozent schon bis 2030. Nach jüngsten Daten für 2021 waren es zuletzt 10,9 Prozent der gesamten Agrarfläche, Biologisch wirtschafteten 14 Prozent aller Höfe.





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