Wegen der Zunahme des To-go-Geschäfts kommt es zu Müllbergen im öffentlichen Raum. Wie können Gastro-Unternehmen gegensteuern?
Um während des Corona-bedingten Lockdowns zumindest liquide zu bleiben, haben viele Gastro-Unternehmen kurzerhand ein Take-away-System entwickelt. Doch nun mehren sich Berichte über den Anstieg von To-go-Abfällen in deutschen Großstädten.
Die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (
FES) begegnet diesem Problem nun mit erhöhtem Personaleinsatz. Im Interview mit FOOD SERVICE berichtet FES-Sprecher
Stefan Röttele von eingerichteten
To-go-Hotspot-Touren und
Gastro-Initiativen zur Müllvermeidung.
Herr Röttele, wegen der durch die Corona-Pandemie bedingten Schließungen der Restaurants bieten viele Gastro-Unternehmer nun Take-away an. Schlägt sich das in einem erhöhten Müll-Aufkommen auf öffentlichen Plätzen in Frankfurt nieder? Ja, das Verpackungsmüll-Aufkommen ist erheblich gestiegen. In der ganzen Stadt, vor allem aber in der Innenstadt und in den Subzentren, sind viele Papierkörbe deutlich öfter voll bzw. quellen über. Vor allem Pizzakartons sind im Umfeld von Plätzen, Sitzbänken, auch Bushaltestellen mit Sitzflächen derzeit Teil der Szenerie. In den Papierkörben finden sich auch mehr Essensreste, was wiederum Vögel auf den Plan ruft. Der räumliche Zusammenhang zur Gastronomie ist offensichtlich.
Können Sie das in Zahlen ausdrücken?Das Volumen der Papierkorbinhalte hat sich für die Innenstadt, Altstadt, Sachsenhausen, Bornheim, Nordend, Ostend verdoppelt. Die 20 Kubikmeter-Pressen der beiden Betriebsstätten müssen aktuell viermal statt bisher zweimal pro Woche abgefahren werden. Auch die Papierkorbtouren müssen deutlich häufiger abladen. Auf der Berger Straße, einer weithin beliebten und belebten Gastro-Meile (Nordend, Bornheim), müssen aktuell stündlich die Papierkörbe geleert werden. Lediglich im Bahnhofsbereich ist das Aufkommen relativ unverändert, was möglicherweise mit den vielen Büroarbeitsplätzen zusammenhängt, die derzeit nicht besetzt sind.
Muss die FES Extraschichten zur Müll-Beseitigung einschieben? Ja, wir haben derzeit an Wochenenden und feiertags mehr Personal im Einsatz: Eine neue Bereitschaftseinheit mit drei Zweierteams und je einem Pritschenwagen fährt eine eigens zusammengestellte neue To-Go-Hotspot-Tour ab. Auch im Bahnhofsviertel sind derzeit mehr Straßenreiniger aktiv. Der Aufwand ist aber für alle Teams deutlich gestiegen, auch unter der Woche. Das ist eine Momentaufnahme. Gut möglich, dass wir noch weiter aufrüsten müssen.
Gibt es Absprachen der FES mit Gastro-Unternehmern, um dieses Problem in den Griff zu bekommen?Nicht direkt. Wir unterhalten jedoch seit September letzten Jahres ein Mehrwegbecher-Pfandsystem, den sogenannten #MainBecher. Der erweist sich als krisenfest, denn weiterhin bieten ihn rund 100 Systempartner aus der Gastronomie an. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass es nachhaltige Lösungen derzeit insgesamt schwer haben, da viele Menschen in Coronazeiten das Schnelle, Komfortable bevorzugen. Nachhaltige Lösungen gehen oft mit einem individuellen Zusatzaufwand einher und müssen auch mit neuen Hygieneregeln kompatibel sein. Das ist der #MainBecher, der von den in der Gastronomie typischen Industriespülmaschinen mit 60 Grad gereinigt wird.
„Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass es nachhaltige Lösungen derzeit insgesamt schwer haben, da viele Menschen in Coronazeiten das Schnelle, Komfortable bevorzugen.“
Stefan Röttele (FES)
Wissen Sie von Initiativen von Gastro-Unternehmern, das erhöhte Müll-Aufkommen durch Take-away zu minimieren? Mir ist bekannt, dass einige wenige Gastronomen ihre Speisen im Mehrweg- oder Einwegglas verkaufen. Hier kann das Glas entweder zurückgegeben oder im Glascontainer entsorgt und später recycelt werden. Sicherlich eine nachhaltigere Lösung als die Einmal-Verpackung, für die lediglich die thermische Verwertung bleibt. Einige Kantinen setzen sicherlich auch jetzt auf Mehrweg- und Pfandlösungen. In diesen Zeiten dürfte aber auch das die Ausnahme sein.
Welche Möglichkeiten haben Gastro-Unternehmer aus Ihrer Sicht, das erhöhte Müll-Aufkommen zu reduzieren?Die Möglichkeiten dürften derzeit recht begrenzt sein. Wir beobachten vereinzelt, dass viele Gastronomen das Verbot eines Vor-Ort-Konsums zum Anlass genommen haben, die eigenen Müllbehälter wegzustellen. Das bedeutet, dass die Entsorgung der ausgegebenen Verpackungen durch Dritte, von der Allgemeinheit finanzierte Services, explizit einkalkuliert wird. Das mag argumentativ im Augenblick so haltbar sein, da man ja keinen Anlass bieten möchte, vor Ort zu konsumieren. Spätestens mit Wiederaufnahme eines stationären Geschäfts wäre es aus unserer Sicht aber angeraten, auch wieder eigene Behälter aufzustellen.