Eistrends

Wilde Kreationen, bewährte Klassiker

Die Eismacher lassen sich auch 2023 einiges einfallen.
IMAGO / Westend61
Die Eismacher lassen sich auch 2023 einiges einfallen.

Auf welche neuen Sorten können sich Eis-Fans in diesem Jahr freuen? Einige Inspirationen.

 
Wenn es ums Eis geht, experimentiert Luca de Rocco gern. Fenchel-Kokos, Löwenzahn-Blüten, Parmesan-Birne, Tannenspitzen mit Waldhonig – diese eher ungewöhnlichen Sorten hat er zum Beispiel schon kreiert. Theoretisch sei bei Eis alles möglich, meint der preisgekrönte Eismacher aus Schwabach am Rande Nürnbergs. "Aber es muss auch schmecken." Andere Eiscafés in Deutschland beginnen vor dem Start der Eissaison ebenfalls, in ihren Versuchsküchen zu zaubern, um die Gaumen ihrer Kundschaft mit Geschmackserlebnissen zu kitzeln – zum Teil mit recht unkonventionellem Ergebnis: Currywurst-, Sauerkraut-, Spargel- oder Insekten-Eis. Doch welche Sorten können in diesem Jahr zum Trend werden? Und was schmeckt den meisten Menschen eigentlich am besten? 

Frucht mit einem Hauch Alkohol

 
Tiziano – eine Kreation mit Erdbeertrauben und Prosecco – hat die Union der italienischen Speiseeishersteller Uniteis mit Sitz in Berlin als Sorte des Jahres 2023 ausgerufen. "Das ist ein Fruchteis für Erwachsene", erklärt Sprecherin Annalisa Carnio. "Ob das ein Zugpferd wird, kann man noch nicht sagen." Das hänge auch vom Wetter ab: In heißen Sommern wie im vergangenen Jahr verkauft sich Fruchteis besonders gut. "Das ist leichter und sehr erfrischend."

Auch Matthias Münz aus München, der sich "Der verrückte Eismacher" nennt, hält Kompositionen mit Alkohol wie Champagner-Himbeere, Bier oder Gin-Tonic für erfolgversprechend. "Biereis ist eine meiner meistverkauften Eissorten und auch sehr lecker", sagt er. Selbst vor Experimenten mit Sushi, Stierhoden oder Mehlwürmern schreckt Münz nicht zurück – mal trifft er damit ganz den Geschmack der Leute, mal weniger. Eissorten wie Pizza, Currywurst und Käsespätzle kämen sehr gut an, so Münz. Sauerkraut sei hingegen eher etwas für Eisesser, die hart im Nehmen seien. Was immer gut ankomme, sei Fruchteis mit Kräutern oder Gewürzen und veganes Eis.

Soja, Mandel, Hafer und Erbsenprotein

"Der Vegan-Trend ist stark", berichtet auch Carnio. "Da kommen immer mehr Sorten dazu, weil auch die Nachfrage wächst." Das spüren nicht nur Eisdielen. Die industriellen Speiseeis-Hersteller bauen ihre Produktpalette ebenfalls "wegen ständig wachsender Nachfrage" bei veganem Eis aus, heißt es beim Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI). Neu seien zum Beispiel Erdnuss-Banane oder Meersalz-Karamell. Neben Soja, Mandel und Hafer komme dabei auch Erbsenprotein als pflanzliche Quelle zum Einsatz.

"Besonders die Sorbets sind sehr beliebt", hat de Rocco festgestellt. 2017 hatte er zusammen mit seinem Vater beim internationalen Wettbewerb "Gelato World Tour" mit einem Sorbet aus Weintrauben und karamellisierten Walnüssen den zweiten Platz geholt. Der 33-Jährige sieht aber auch Infusionen aus Blüten wie Holunder und Löwenzahn groß im Kommen. Die Blüten dafür sammele er selbst in der Umgebung – das Eis gebe es also immer nur für kurze Zeit. Doch wenn der Sommer kühl sei, gingen Milch- und Schokoladen-Eis besser, berichtet de Rocco. Sein Verkaufsschlager ist allerdings ganz klassisch: Vanille-Eis. "Das ist immer gefragt", sagt er.

Der BDSI schätzt, dass 2021 etwa 84 Prozent des in Deutschland verspeisten Eises auf industriell gefertigtes Speiseeis entfielen, 13,5 Prozent auf Eisdielen und 2,5 Prozent auf Softeis, das vor allem über Fastfood-Ketten und Automaten vertrieben wird. Demnach verkauften die deutschen Markeneishersteller im Jahr 2021 fast 538 Millionen Liter Eis. Die Zahlen für 2022 liegen einem Sprecher zufolge noch nicht vor. Die beliebteste Sorte bei den Eispackungen war eindeutig: Vanille. Danach folgen Keks, Fruchteis wie Zitrone oder Erdbeere, Schokolade, Karamell und Walnuss.

Möglicherweise könnten die Ergebnisse auch damit zusammenhängen, dass sich oft Kinder unter den Eis-Genießerinnen und -Genießern befinden. Diese zeigten meist wenig Experimentierlust, meint Carnio. "Kinder sind konservativ. Die bestellen Erdbeere, Schoko, Mango."





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