Energiekrise | Mittelstands-Studie

Ernährungsbranche am härtesten getroffen

Die Energiekrise trifft das Ernährungsgewerbe besonders stark: Bei 93 Prozent der von der DZ Bank befragten Unternehmen sind die Margen unter Druck geraten.
IMAGO / Le Pictorium
Die Energiekrise trifft das Ernährungsgewerbe besonders stark: Bei 93 Prozent der von der DZ Bank befragten Unternehmen sind die Margen unter Druck geraten.

Die DZ Bank hat mehr als 1.000 Geschäftsführer und Entscheider aus mittelständischen Unternehmen zu den Auswirkungen der stark gestiegenen Preise sowie einer möglicherweise drohenden Energieknappheit befragt. Das düstere Ergebnis: Ein erheblicher Anteil der Firmen ist so schwerwiegend getroffen, dass sie einschneidende Veränderungen im Unternehmen anstoßen müssen, um weiterhin erfolgreich wirtschaften zu können.

So steht laut der Umfrage aktuell rund jeder vierte Mittelständler vor einer Umstrukturierung des Unternehmens. 17 Prozent rechnen mit einer Veränderung des Geschäftsmodells und 16 Prozent gar mit einer Schließung einzelner Geschäftsbereiche. Besonders stark betroffen ist das Ernährungsgewerbe, in dem bereits jeder Dritte mit Anpassungen rechnet. Insgesamt zeigt die Befragung allerdings, dass es keine Branche mehr gibt, die sich den Auswirkungen der Energiekrise noch entziehen kann.
  
Grund für die Notwendigkeit, die Strukturen anzupassen, ist der massiv gestiegene Margendruck. Vier von fünf Mittelständlern bereitet dies große Sorgen – vor rund einem Jahr war das lediglich bei der Hälfte der Firmen der Fall. Auch hier ist die Lage im Ernährungsgewerbe besonders angespannt: Bei 93 Prozent der Unternehmen sind die Margen unter Druck geraten. Aber auch die Chemieindustrie (86 Prozent) und der Metall-, Automobil- und Maschinenbausektor (83 Prozent) sind überdurchschnittlich stark betroffen. In vielen Branchen droht ein Ausweichen auf andere Produktionsstandorte.

Auch was das Thema Stellenabbau anbelangt, ist das Ernährungsgewerbe trauriger Spitzenreiter. Jede fünfte Firma rechnet damit, bedingt durch die Energiekrise Mitarbeiter entlassen zu müssen. Im Branchendurchschnitt sind es 12 Prozent. Auffällig ist, dass die ostdeutschen Bundesländer tendenziell eher zu Entlassungen gezwungen sind – dort planen 17 Prozent der Unternehmen Entlassungen – als westdeutsche (10 Prozent).
 
„Dass vor allem die Mittelständler in strukturschwachen Regionen zum Stellenabbau gezwungen sind, ist in Zeiten des Fachkräftemangels besonders bedenklich“, sagt Stephan Ortolf, Leiter des Firmenkundenzentralbereichs der DZ Bank. „Im Gastgewerbe hat sich während der Pandemie gezeigt, dass sich entlassene Mitarbeiter nach der Krise nicht einfach ersetzen lassen. Der Mittelstand befindet sich kostenseitig in einem Dilemma.“
 
Um Entlassungen möglichst zu umgehen, plant jedes fünfte Unternehmen, seine Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Auch die Belegschaft zurück ins Home Office zu schicken, ist bei jedem Fünften eine Option, um Betriebskosten in den Firmengebäuden einzusparen. Ostdeutsche Mittelständler setzen dabei tendenziell eher auf Kurzarbeit, während ihre Kollegen aus den westdeutschen Bundesländern eher die Home Office-Variante favorisieren.
 
 
Über die Sonderumfrage
Die Daten für die Sonderumfrage wurden in der Zeit vom 12. September bis 17. Oktober 2022 über Telefon- und Onlineinterviews erhoben. An der repräsentativen Umfrage beteiligten sich mehr als 1.000 Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer deutscher Unternehmen. Die Studie steht auf der Firmenkundenwebseite der DZ Bank zum Download bereit.


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