James Ardinast, Gründungsmitglied der Initiative Gastronomie Frankfurt, über die Stärke der Gemeinschaft.
Schon in meiner Kindheit hat mich der Leitspruch der Musketiere fasziniert: „Einer für alle und alle für einen!“ Gemeinsam mit Gleichgesinnten an einem Strang ziehen. Einer Gemeinschaft angehören. Das war schon immer mein Ding. Beim Sport, während des Studiums, oder im Job. Es kommt daher wahrscheinlich auch nicht von ungefähr, dass mein Bruder und ich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon immer als Clique bezeichnet haben und es sogar in unserem Markennamen inkludiert haben.
Heute reden alle von „Communities“, eben jenen Gruppen mit ähnlichen Interessen. Menschen, die auf den verschiedensten Ebenen zusammenkommen, um Zugehörigkeit, mit allem was dazu gehört, zu erfahren. Ergänzt mit einem weiteren Trend unserer Zeit, der Glokalisierung, wo man gerade im Rahmen der
engen persönlichen lokalen Netzwerke, viele Themen effizienter be- und abhandeln kann, kommen
immer stärker örtliche Initiativen zum Tragen. Auch
Gastronomen, vor allem Individualgastronomen, fangen an zu
verstehen, dass sie in der Gemeinschaft mehr Gehör finden. Über den Austausch in der Gruppe können relevante
Themen definiert werden, die
an die entsprechenden Personen und Institutionen herangetragen werden.
Eine Stimme, die immer lauter wird
Als einer der
Gründungsmitglieder der
Initiative Gastronomie Frankfurt (IGF), die mit Kolleginnen und Kollegen vor rund vier Jahren ins Leben gerufen wurde, kann ich hier aus eigener Erfahrung reden.
Anfänglich hatten wir „nur“ die Intention, uns regelmäßig zu treffen,
um Erfahrungswerte auszutauschen und
eventuell Einkaufsgemeinschaften zu bilden. Das hat zunächst nur bei einer kleinen Gruppe von Kollegen und Kolleginnen Anklang gefunden.
Schnell hat sich jedoch
gezeigt, dass wir im
Kollektiv viel
mehr bewegen können. Wir hatten auf einmal
eine Stimme, die zwar zuerst nicht von allen gehört werden wollte, aber
immer lauter wurde. Das brachte uns in eine Position, in der wir als Repräsentanten einer lokalen Branche immer häufiger zu Themen befragt und konsultiert wurden. Trotz der bereits erwähnten anfänglichen Startschwierigkeiten konnten wir sukzessive
durch erfolgreiche Arbeit immer mehr Mitglieder generieren,
starke Beziehungen zur kommunalen Politik sowie
Vernetzungen zu weiteren lokalen Initiativen aufbauen.
Image-Plattform, Award und Aktionen
Gemeinsam mit dem Dehoga Frankfurt und der Frankfurt Hotel Allianz setzt die IGF die
Image-Plattform „Coole Branche“ um.
Seit 2018 organisieren wir in Kooperation mit der Stadt Frankfurt und dem Journal Frankfurt den
Gastro Trend Award (ehemals Kochtalent), um die lokale Gastronomie zu fördern. Zudem hat die
IGF maßgeblich daran mitgewirkt, dass die
5-Quadratmeter-Auflage nach dem Lockdown
in Hessen gefallen ist – und hat in Zusammenarbeit mit dem Leaders Club Deutschland die
Aktion „Leere Stühle“ auf dem Römer umgesetzt, die auf die schwierige Situation der Gastro-Branche während des Lockdowns aufmerksam gemacht hat. Die Bilder haben es sogar als Opener in die Tagesschau geschafft – das nur als kleine Randnotiz.
Sorgen und Bedürfnisse erkennen
Leider bedarf es oft extremer Situationen, um auch die großen Kritikerinnen und Kritiker zu überzeugen.
Corona hat die Power lokaler Gastro-Initiativen noch mehr in den Fokus gerückt. Es hat sich bestätigt, dass lokale Herausforderungen durch die diversen Interessensgemeinschaften, trotz globaler Krise, schneller definiert und adressiert werden können. Weiterhin hat sich gezeigt, wie wichtig die daraus entstehenden Kommunikationsplattformen sind, um die einzelnen Unternehmerinnen und Unternehmer mit ihren persönlichen Sorgen und Bedürfnissen abzuholen. Krisenmanagement für alle. Unsere Mitgliedszahlen sind dadurch rapide nach oben geschossen.
Gerade weil die Krise uns noch lange begleiten wird, geht es jetzt schon darum, die Erfahrungswerte zu bündeln, zu reflektieren und auszuwerten. Zu verstehen, wie stark die einzelnen sind. Besonders, wenn sie sich organisieren.
Gastronomie gewinnt auf Grund der oben beschriebenen Entwicklungen endlich immer mehr
an Relevanz. Es wurde sogar schon von
Systemrelevanz gesprochen.
Branchen verändern sich, Strukturen werden aufgebrochen,
es muss umgedacht werden. Das schürt Ängste, aber es bietet eben auch Chancen.
Kommunikation ist hier der Schlüssel. Föderale Strukturen auf lokaler und regionaler Ebene ermöglichen das.
Gemeinsamkeit macht stark
Lokale Initiativen im Austausch mit den Institutionen schaffen die nötigen Kommunikationskanäle. Die Gemeinschaften sind das Sprachrohr ihrer Mitglieder, um relevante Themen anzugehen und gerade Probleme viel schneller zu erkennen.
Für globale Herausforderungen können
lokale Lösungsansätze gefunden werden. Das ist das
Alleinstellungsmerkmal örtlicher Initiativen. Das Bewusstsein ist geschaffen. Diese Dynamik muss genutzt werden, um hierauf weiter aufzubauen. In der Gemeinschaft sind wir einfach stärker. Das wussten ja auch schon die Musketiere D’Artagnan, Athos, Porthos und Aramis. In diesem Sinne:
Einer für alle und alle für einen!
Dieser Text erschien zuerst auf der Seite unserer Schwesterzeitung ahgz.de.