Die Sonne scheint, der Parkplatz ist fast bis auf den letzten Platz belegt, vom angeschlossenen Spielplatz tönen Kinderstimmen, die Terrasse ist gut besetzt mit Gästen jeden Alters - nur wenige Tage nach dem Re-Start der hessischen Gastronomie bietet der Anblick des Gasthauses Oberschweinstiege im Frankfurter Stadtwald eine ungetrübte Idylle. Beinahe wirkt es wie früher, in Zeiten vor Corona. Doch eben nur beinahe.
Desinfektionsmittel-Spender, Kellner mit Gesichtsmasken, große Tischabstände und Hinweisschilder zum korrekten Gastverhalten gehören auch in dem im Stadtwald gelegenen beliebten Ausflugslokal zum neuen Bild der Gastronomie. Doch Geschäftsführerin Viola Federau strahlt Zuversicht aus: "Der Start für die Außenflächen war gut. Die Gäste kommen wieder." Mit den Einschränkungen habe man sich arrangiert. So wurden in der Oberschweinstiege zusätzlich Teile des Parkplatzes bestuhlt und ein SB-Ausschank für den Ansturm an den Wochenenden installiert.
Ausreichend Platz und das schöne Wetter helfen, den Betrieb auf der großzügigen Terrasse wieder in Gang zu bringen. Daher habe sie auch nicht gezögert, mit dem Startschuss für die hessischen Gastronomie am 15. Mai die Oberschweinstiege auch sofort wieder hochzufahren - mit einem gewohnt umfangreichen Angebot, inklusive Spargelkarte. "Wir müssen den Gästen schon etwas bieten, um ihnen die Anfahrt schmackhaft zu machen", sagt Viola Federau.
Doch auch für die Frankfurter Gastronomin ist das Biergarten-Geschäft eben nur ein Ausschnitt dessen, was das Gesamtgeschäft trägt. Der Innenraum der Oberschweinstiege ist aufgrund der hessischen 5-qm-Regel nur zu einem Drittel bestuhlt. "Sommerfeste, Familienfeiern und andere Events sind weggebrochen", sagt Federau. An Weihnachten will sie lieber noch gar nicht denken. Und klar ist auch: das Ausflugslokal im Wald erfreut sich derzeit einer privilegierten Position.
Deutlich härter sind Federaus weitere Betriebe getroffen. So etwa das in der Nähe der Frankfurter Altstadt gelegene Wirthaus Paulaner am Dom. Dort habe man aufgrund der Abstandsregelungen auf einen Großteil der Tische verzichten müssen. Zudem fehlen die Touristen, die überlicherweise das Gasthaus bevölkern. Noch schwieriger ist es laut Federau am Paulaner Squaire, denn im Bürokomplex am Frankfurter Flughafen bleiben die Mittagsgäste aus den Büros aus. Im Frankfurter Zoo, wo Viola Federau den Löwenanteil des Gastronomie-Angebots bestreitet, drückt dagegen die Zugangsbeschränkung auf 300 Gäste pro Zeitfenster (drei Slots am Tag) auf die Frequenzen.
Die von vielen befürchtete Zurückhaltung gegenüber einem Restaurantbesuch hat es bei den Achter-Gästen nicht gegeben. "Der Samstag war noch etwas ruhiger, aber der Sonntag sehr erfreulich", sagt Merceron. Um auch im Minimalbetrieb einigermaßen wirtschaftlich zu operieren, wurde die Karte auf die Bestseller reduziert. Eine Seite anstelle der gewohnten drei. "Schließlich mussten wir erstmal schauen, wie die Nachfrage sich entwickelt. Essen wegwerfen zu müssen, wäre jetzt das Schlimmste."
Auch wenn sich für die Gäste auf den ersten Blick wenig geändert hat - das Essen schmeckt, der Service ist freundlich - ist man hinter den Kulissen weit von der alten Realität entfernt. 70 Prozent des Teams hätte man entlassen müssen, die verbliebenen 30 Prozent der Mitarbeiter sind in Kurzarbeit und werden nur punktuell eingesetzt. Merceron selbst und ihre beiden Partner sind selbst rund um die Uhr im Einsatz. In der Küche, im Service und im Putzdienst, "Nach 20 Jahren Gastronomie stehen wir wieder am Anfang."
Herausfordernd, so Merceron, sei auch die Informationslage. "Die Vorschriften haben sich immer wieder geändert. Es gibt keine Stringenz zwischen Handel, Innen- und Außengastronomie." Es koste viel Zeit, sich die Informationen zusammenzusuchen, die für den individuellen Betrieb aktuell gelten. "Und was passiert bei einem Regelverstoß?", fragt die erfahrene Gastronomin. Im Achter war das Ordnungsamt noch nicht zu Gast. Von Kollegen auf der beliebten Shopping- und Gastromeile Berger Straße in Frankfurt-Bornheim jedoch hat sie gehört, dass Mitarbeiter des Ordnungsamts dort mehrmals täglich vorbeischauen.
Erfreut ist Merceron über den Erlass der Gebühren für die Außengastronomie. Für den Betrieb ihres Café Kunstverein in der Frankfurter Altstadt bedeutet das eine Erleichterung. "Das ist ein ganz tolles Zeichen für die Gastronomie", sagt Eve Merceron.