Insbesondere die Preise für Lebensmittel steigen.
Die Preise kennen derzeit nur eine Richtung: nach oben. Die jüngste Befragung des Münchner ifo Instituts bestätigt dies einmal mehr: Danach planen immer mehr Firmen, ihre Preise in den kommenden drei Monaten zu erhöhen. Gleichzeitig wächst die Angst vor einer Rezession.
Erneut wurde bei der ifo-Befragung ein neuer Höchstwert von 54,6 Punkten erreicht, nach 47,6* im Februar, heißt, mehr als die Hälfte der Unternehmen will an der Preisschraube drehen. Vor allem Agarrohstoffe werden sich weiter deutlich verteuern.
"Damit dürfte die Inflationsrate in diesem Jahr auf deutlich über 5 Prozent steigen. Das gab es in Deutschland zuletzt vor über 40 Jahren, als die Inflationsrate nach der zweiten Ölpreiskrise im Jahr 1981 auf 6,3 Prozent kletterte", erklärt Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo-Konjunkturprognosen.
Preise steigen auf 7,3 % im März
So verteuerte sich das Leben in Deutschland im März weiter deutlich. Die Verbraucherpreise lagen um
7,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das
Statistische Bundesamt anhand erster Daten errechnete. Das ist die
höchste Inflationsrate im wiedervereinigten Deutschland. In den alten Bundesländern gab es einen so hohen Wert zuletzt im November 1981. Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger leisten können. Und darunter leidet insbesondere die
Gastronomie. Denn wenn das Geld knapp wird, verzichten die Menschen auf den kleinen Luxus eine Restaurantbesuchs.
Seit Monaten treiben die Energiepreise die Inflation sowohl in Deutschland als auch im Euroraum nach oben, der Ukraine-Krieg hat den Trend noch verschärft. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die sogenannten
Wirtschaftsweisen, rechnet für das
Gesamtjahr 2022 mit 6,1 Prozent Inflation in Deutschland.
Besonders in den konsumnahen Branchen müssen die Menschen mit stark steigenden Preisen rechnen, sagt das ifo Institut. Im
Nahrungsmittel-Einzelhandel sind die
Preiserwartungen auf 94,0 Punkte gestiegen, im übrigen Einzelhandel auf 68,2 Punkte und bei den konsumnahen Dienstleistern auf 64,0 Punkte. Der Angriff Russlands auf die Ukraine treibe nicht nur die Energiekosten in die Höhe, sondern auch die
Preise vieler Agrarrohstoffe, so Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo-Konjunkturprognosen.
Auch in den Wirtschaftszweigen, die dem privaten Konsum vorgelagert sind, nimmt der Preisdruck weiter zu. Im Großhandel sind die Preiserwartungen auf 78,1 Punkte gestiegen, in der Industrie auf 66,3 Punkte, im Baugewerbe auf 48,9 Punkte, und bei den Dienstleistern auf 42,7 Punkte.
Risiko einer Rezession
Die "Wirtschaftsweisen" sehen inzwischen ein "substanzielles" Risiko einer Rezession in Deutschland, wie Volker Wieland, Mitglied des Sachverständigenrates, in Berlin am Donnerstag sagte. Noch erwartet der Sachverständigenrat für dieses Jahr
1,8 Prozent Wachstum in Europas größter Volkswirtschaft. Für 2023 sagt das Beratergremium der Bundesregierung 3,6 Prozent Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) voraus. Im November waren die "Wirtschaftsweisen" für 2022 jedoch noch von 4,6 Prozent Zuwachs ausgegangen. Etliche Institute haben ihre
Prognosen nach unten korrigiert. Lieferengpässe und steigende Energiepreise belasten.
Die Punkte bei den Preisplänen geben an, wie viel Prozent der Unternehmen per saldo ihre Preise erhöhen wollen. Der Saldo ergibt sich, indem man vom prozentualen Anteil der Unternehmen, die ihre Preise anheben wollen, den prozentualen Anteil derer abzieht, die ihre Preise senken wollen. Wenn alle befragten Unternehmen beabsichtigten, ihre Preise zu erhöhen, läge der Saldo bei plus 100 Punkten. Würden alle ihre Preise senken wollen, läge er bei minus 100. Der Saldo wurde saisonbereinigt. Das ifo Institut fragt nicht nach der Höhe der geplanten Preisänderung.