Re-Start Vapiano

Erstes Interview mit dem deutschen Master-Lizenznehmer

Delf Neumann, Master-Lizenznehmer für Vapiano Deutschland, im Gespräch mit Boris Tomic.
Thomas Fedra
Delf Neumann, Master-Lizenznehmer für Vapiano Deutschland, im Gespräch mit Boris Tomic.

Die Hildesheimer Gastro & Soul Gruppe, seit 2001 mit dem Freestander-Format Cafe Del Sol und weiteren Konzepten am Markt vertreten, ist unter der Führung von Gründer Delf Neumann Master-Lizenznehmer für Vapiano in Deutschland. Im Interview nimmt Neumann zu den drängenden Fragen der Zukunft Stellung.

Herr Neumann, vorbehaltlich der Genehmigung des Deals durch die Kartellbehörde sollen rund 30 deutsche Eigenregie-Restaurants von Vapiano in Zukunft von Ihnen aus Hildesheim geführt werden – wie viele werden es am Ende wirklich  sein?

Delf Neumann: Das können wir noch nicht sagen. Es müssen nach der Zustimmung durch das Kartellamt erst Gespräche mit allen Vermietern geführt werden, wie sie sich die Zukunft vorstellen. Jeder von denen muss einem Übergang der Gesellschaften zustimmen. Am Ende gehen wir aber von einer Zahl zwischen 20 und 30 Restaurants aus. Je mehr, umso besser.

Über wie viele Vermieter reden wir? Und wann glauben Sie, entscheidet das Kartellamt?

Fast jedes Restaurant hat einen anderen Vermieter. Das wird etwas dauern – aber unser Ziel ist, so viele wie möglich im August wiederzueröffnen. Das Kartellamt muss rechtlich innerhalb der kommenden vier Wochen entscheiden. Aber wir versuchen, diesen Prozess zu beschleunigen. Es steht einer positiven Entscheidung ja nichts im Wege.

Nochmal die Frage nach der Anzahl der Vapianos am Ende des Prozesses ...

Kann man nicht genau sagen – schließlich können wir nicht in die Köpfe der Vermieter schauen, was die nun genau vorhaben. Aber die Zeit momentan spielt uns natürlich in die Hände und so bin ich zuversichtlich, dass wir so um die 90 Prozent nach Hause holen. In den kommenden zwei Wochen werden wir uns anschauen, wie viele Läden wir in Eigenregie machen. Dass wir das können, wissen Sie. Cafe Del Sol besteht ja nur aus eigengeführten Restaurants. Natürlich werden wir dann auch mit dem ein oder anderen bereits vorhandenen Franchisenehmer sprechen, welche Läden für eine Expansion für ihn interessant sind. Dazu gibt es bei der Holding bereits eine ganze Reihe von positiven Anfragen.

Wie sieht die Beteiligung von Gastro & Soul nun genau aus?

Es gibt drei Firmen, die involviert sind. Die „Love & Food“ fungiert als Holding und hat eine 100-prozentige Tochter, die heißt VAP Licencing – sie ist der neue Franchisegeber weltweit. Beide sitzen in Prag. An letzterer bin ich mit der Gastro & Soul Gruppe als Master-Lizenznehmer für Deutschland mit 25 Prozent plus 1 beteiligt. Also mit Sperrminorität.

Bleibt es bei dem Namen Vapiano?

Selbstverständlich! Ist ja eine starke Marke. Wir haben dazu auch Umfragen gemacht. Sie müssen sich eines klarmachen; nämlich dass die Fachleute das Image anders sehen als der Endkunde. Viele Restaurantbesucher wussten gar nicht um die Schwierigkeiten des Börsengangs. Das beliebteste Essen ist immer schon italienisches Essen bei einem Pricepoint um die 10 Euro gewesen. Die frische Pasta im Zentrum ist unser großer Pluspunkt. Man kann und muss sich allerdings Gedanken machen um die Guest-Journey, die Chipkarte, das Anstehen – das muss sich weiterentwickeln.

Über Gastro & Soul

Delf Neumann gründete 2001 die Restaurant-Marke Cafe Del Sol, nachdem er zuvor die Alex-Kette in Deutschland mitaufgebaut hatte. Die Villa im Kolonialstil war eines der ersten deutschen Fullservice-Restaurants im Freestander-Format. Heute zählt die Marke 33 Standorte in ganz Deutschland. Zum Unternehmen gehören außerdem die Konzepte Bavaria Alm, Bavarium und Lewenslust (6 Units). Neumann beteiligt sich auch am internationalen Franchisegeschäft. Er weist mit seiner Gastro & Soul-Gruppe (39 Units) in dem aktuellen Top 100 Ranking von foodservice 91,5 Mio. Euro Umsatz aus und belegt dort Platz 36.

Ein großer Kritikpunkt war ja die nicht vorhandene Möglichkeit, gemeinsam zu essen …

Ja, da werden wir ansetzen. Ich habe selbst keine Lust, mich irgendwo anzustellen und zu warten, bis ich mein Essen bekommen habe, um mich dann wieder für etwas anderes anzustellen. Das werden wir uns in der näheren Zukunft alles sehr genau anschauen und dann entscheiden, was zu tun ist.

Entscheiden ist ein gutes Stichwort – daran mangelte es häufig in der Vergangenheit bei Vapiano …

Ich denke, es fehlte in der Vergangenheit bei Vapiano auch ein wenig an echtem Unternehmergeist. Jemand also, der als klassischer Unternehmer entscheidet und dies auch schnell umsetzt. Und auch dafür steht. Wir werden alles, was in der Vergangenheit bei Vapiano eingeführt wurde, um Profit zu generieren, unternehmerisch eben darauf untersuchen, ob es auch wirklich positive Auswirkungen hatte. Und dafür nehmen wir uns die Zeit. Ich bin es gewohnt, längere Wege zu gehen. Und dies wird ein langer Weg. Aber nur so kann ich eine Marke auch längerfristig wieder stark machen.

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