Wie viele andere Sylter Gastronomen hält auch Gosch an der Testpflicht für seine Gäste fest - um das Risiko einer Betriebsschließung zu minimieren.
Am 25. Juli 2021 ist die Testpflicht für die Innengastronomie in Schleswig-Holstein gefallen. Viele Gastronomen auf der Ferieninsel Sylt allerdings machen von ihrem Hausrecht Gebrauch und verlangen weiterhin Nachweise (geimpft, genesen, getestet). Gosch-Prokurist und Sylter über die Beweggründe.
Herr Lorenzen, wie sieht die Lage in der Sylter Gastronomie aus? Einlass nur für Geimpfte und Getestete?Zum Ende der Testpflicht für die gesamte Gastronomie – Hotellerie nur noch bei Anreise –, hat sich die überwiegende
Mehrheit der Beherbergungsbetriebe und Gastronomien auf Sylt darauf geeinigt, eine
freiwillige weitere Testpflicht für die Gäste aufrechtzuerhalten. Die meisten verlangen diese Tests nun
in Abständen von 72 Stunden, analog zu der gemäß Arbeitsschutzgesetz bestehenden 72-Stunden-Testpflicht für Mitarbeiter mit Kundenkontakt. Für die Außenflächen gilt das auch, da in der Regel sämtliche Gäste zum Nutzen der Toilette ohnehin die Innenräume müssen und bei Gosch ja auch zum Bestellen und Abholen des Essens und der Getränke.
Warum belasten Sie sich freiwillig mit strengeren Regeln?Zum einen lässt das sehr umfangreiche
unkomplizierte Testangebot auf Sylt dies
ohne jegliche Wartezeiten zu. Zum anderen entwickelt sich insbesondere auch auf Sylt das Infektionsgeschehen auch wieder deutlich nach oben, auch bei uns resultierend aus
Urlaubs-Hopping-Gästen, die erst in Hochinzidenzgebieten weilen und
anschließend noch nach Sylt reisen. Wenn diese Gäste dann ungetestet ein Lokal besuchen, dort ordnungsgemäß registriert und anschließend bis zu zwei Wochen später an ihrem
Heimatort positiv PCR-getestet werden, hat dies für den Gastronomen auf Sylt zur Konsequenz, dass durch das örtliche Gesundheitsamt
sämtliche Mitarbeiter, die eventuell Kontakt zu dem Gast (dieser ist ja ohne Maske dort) gehabt haben können,
in Quarantäne gesetzt werden, was dann die Schließung des Lokals nach sich zieht, da nicht mehr ausreichend Mitarbeiter verfügbar sind. Das ist keine bloße Theorie, sondern bereits mehrfach vorgekommen.
Wie reagieren die Gäste auf diese Einlass-Hürde?Anfangs gibt es bei manchen Gästen schon einen kurzen Aufschrei. Gerade für die Urlauber aus Nordrhein-Westfalen, wo die Testpflicht in der Innengastronomie schon länger gefallen war, war das Vorgehen in Sylt zum Teil nicht nachvollziehbar. Die
Einstellung der Gäste ändert sich aber schnell, wenn sie das Procedere einmal mitgemacht haben. Dank unseres frühen Engagements – schon Anfang des Jahres haben sich die Gewerbetreibenden hier schon zusammengetan, um sich auf die Öffnung vorzubereiten – ist die
Test-Infrastruktur perfekt aufgestellt. Wir hatten schon im Mai Testzentren auf Sylt – als andere noch gar nicht wussten, dass das kommen würde. Im Mai. Die anderen waren noch gar nicht fertig.
Zum Re-Start hatten wir bereits 30 Testcenter. Heute können wir täglich 50.000 Menschen täglich testen, ohne Wartezeit und ohne Anmeldung. Auch die Insulaner machen davon Gebrauch und lassen sich mindestens zweimal die Woche testen.
„Heute können wir täglich 50.000 Menschen täglich testen.“
Michael Lorenzen
Wie sieht es auf Sylt mit den Kontrollen durch die Behörden aus?Ordnungsamt und Gesundheitsamt arbeiten hier sehr akribisch – und total konsequent. Auch wir haben das schon zu spüren bekommen und
mussten letzte Woche einen Standort für zwei Tage schließen. Wegen einer Abmahnung aufgrund von stellenweise zu geringen Abständen und nicht lückenloser Gästeregistrierung. Das
Ordnungsamt kommt regelmäßig, auch inkognito. Folgen andere Ferienorte an Nord- und Ostsee auch diesem Beispiel?Auf
Föhr und Amrum gibt es auch Gewerbetreibende, die weiter freiwillig an der Testpflicht festhalten. An der Ostsee meines Wissens nicht. Allgemein ist der Gewerbetreibende natürlich froh, dass er das nicht mehr machen muss.
Viele sind sich des Risikos vielleicht auch nicht bewusst. Aber auf Sylt haben wir die Erfahrung eben mehrfach gemacht, dass Betriebe aufgrund späterer PCR-Tests geschlossen werden mussten.