Studie

Rezessions-Risiko in Deutschland deutlich gestiegen

Gleich mehrere Krisen drücken zur Zeit auf den Handel.
IMAGO / U. J. Alexander
Gleich mehrere Krisen drücken zur Zeit auf den Handel.

"Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten eine Rezession durchläuft, hat sich in den vergangenen Wochen fast verdreifacht", warnte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag. Es sei von 23,9 Prozent Anfang März auf jetzt 65,4 Prozent gestiegen.

"Das ist der höchste Wert seit März 2020", betonte das IMK. Damals mussten in der ersten Corona-Welle viele Wirtschaftsaktivitäten heruntergefahren werden. Das IMK stützt sich bei seinen Berechnungen auf eine Reihe konjunktureller Frühindikatoren und berücksichtigt dabei sowohl Finanzmarktdaten als auch Stimmungsindikatoren.

Als wichtige Faktoren für die Eintrübung der Konjunkturaussichten nannte IMK-Konjunkturexperte Thomas Theobald außerdem die durch die Energiepreisschocks drastisch gestiegene Inflation sowie erneut verschärfte Lieferengpässe durch den coronabedingten Lockdown in chinesischen Industrie- und Hafenmetropolen wie Shanghai.

Indizien für leichte Rezession

Angespannte Lieferketten und hohe Transportkosten träfen besonders die Industrie. Die Probleme spiegelten sich in ersten Rückgängen beim Auftragsbestand wider, nachdem dieser 2021 ein historisches Rekordniveau erreicht hatte.

"Mit den vorliegenden Ergebnissen mehren sich die Indizien dafür, dass die deutsche Wirtschaft bis zur zweiten Jahreshälfte zwei aufeinanderfolgende Quartale mit BIP-Rückgängen und somit nach landläufiger Definition eine leichte Rezession erleben könnte", sagte der Ökonom.

Die Wirtschaftspolitik habe allerdings schnell reagiert und Energie-Entlastungspakete für Haushalte sowie ein Hilfspaket für Unternehmen geschnürt, die besonders unter den Folgen des Ukraine-Kriegs leiden. "Das wird die Wachstumsverluste mildern."

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