The Good Coffee/Gepa

Café mit gutem Gewissen

"Wir hoffen, im urbanen Umfeld Menschen zu finden, die mit uns den fairen Handel voranbringen wollen." Peter Schaumberger, Geschäftsführer, GEPA – The Fair Trade Company.
The Good Coffee
"Wir hoffen, im urbanen Umfeld Menschen zu finden, die mit uns den fairen Handel voranbringen wollen." Peter Schaumberger, Geschäftsführer, GEPA – The Fair Trade Company.

Im Frühsommer startete die Fair-Trade-Organisation Gepa mit dem Verein "Kirche in Aktion" ins Café-Business. Für die auf Handel konzentrierte Fair-Trade-Organisation sind die beiden "The Good Coffee"-Locations in Frankfurt am Main und Mainz unternehmerisches Neuland. Welches Ziel dahintersteckt, erläutert Geschäftsführer Peter Schaumberger im Interview.

FOOD SERVICE: Was ist die Idee hinter The Good Coffee?
Peter Schaumberger:
Wir möchten mehr Menschen für den fairen Handel gewinnen. Keiner muss, jeder kann mit gutem Kaffee die Welt verändern. Die Cafés sollen Treffpunkt für vielfältige Veranstaltungen sein und eine Anlaufstelle für Menschen, die etwas bewegen und sich engagieren wollen.

Was bietet das Café?
Eine Vielfalt ausschließlich fairer Bio-Kaffeespezialitäten der Gepa, fairer Biotee, Gepa-Schokolade aus dem Afrika-Sortiment sowie Kuchen, Bagels und "Happy Bowls" mit fairen Zutaten wie Bio-Quinoa.

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Ist das Konzept skalierbar, sprich auf andere Städte oder auf die Betriebsgastronomie übertragbar?
Wir hoffen zunächst im urbanen Umfeld Menschen zu erreichen, die mit uns auch in ihrem Lebensumfeld den fairen Handel voranbringen wollen. Im Rhein-Main-Gebiet haben wir einen Partner gefunden, der mit uns auf einer Wellenlänge ist und Erfahrung mit Cafés an diesen Standorten hat. Ob und wie viele Cafés wir künftig planen, hängt von der Resonanz ab. Wir wollen das Konzept als Partner auf Augenhöhe anbieten und weiterentwickeln. Gerne möchten wir hier auch mit Weltläden kooperieren. Gäste sollen in den Cafés auch fair gehandelte Produkte der Gepa kaufen können.

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Welche Expansionsstrategie verfolgen die Organisationen hinter The Good Coffee?
Gepa und Kirche in Aktion wollen dort weitere Cafés schaffen, wo Menschen gemeinsam ein neues Café begleiten und unterstützen möchten. Die Investition in die Einrichtung wollen die Gesellschafter tragen. Um die Cafés in eine Gemeinschaft einzubetten, erarbeiten wir ein Konzept wie eine Teilfinanzierung durch Menschen vor Ort geschehen kann und welche Vorteile sie davon haben.

Es ging uns nie um einen Profit. Die Projekte sollen sich wirtschaftlich tragen und sozialer Treffpunkt sein. Der Nutzen kann ein Rabatt und/oder die mietfreie Nutzung für Veranstaltungen der Träger sein.

Welche Kriterien erfüllen die Gepa-Fair-Trade-Produkte?
Alle unsere Produkte sind fair, da fairer Handel einziger Unternehmenszweck ist – während viele Mitbewerber nur einen Teil ihrer Produkte zu Fair-Trade-Bedingungen anbieten. Als eines von wenigen Unternehmen in Deutschland lassen wir uns nach dem Garantiesystem der Word Fair Trade Organization überprüfen. Das beginnt beim Einkaufspreis für alle Produkte, impliziert die Arbeitsbedingungen im Erzeugerland sowie hier vor Ort: Gibt es einen Betriebsrat, zahlt das Unternehmen tarifgebundene Gehälter, qualifiziert es seine Arbeitnehmer weiter? Zudem arbeitet die Gepa mit Zertifizierungs- und Monitoringsystemen des Fairen Handels zusammen, um die Einhaltung der Kriterien bei ihren Handelspartnern zu überprüfen, darunter Fairtrade International, Naturland Fair, IMO Fair for Life.

Wie viel Bio-Anteil ist bei solchen Projekten möglich?
Aktuell sind rund 84 Prozent unserer Produkte aus geprüft ökologischem Anbau. Den Anteil möchten wir gern erhöhen. Nicht alle Kleinbauerngenossenschaften, mit denen wir handeln, bringen die Voraussetzungen mit. Die Übergangsphase ist kosten- und zeitintensiv, erfordert Know-how und bringt in der Regel Ernterückgänge mit sich. Ohne faire Preise ist solch eine Umstellung oft nicht zu schaffen.

Gepa-Produkte sind seit Langem im Einzelhandel etabliert. Wie entwickelt sich der Umsatzanteil im Außer-Haus-Markt?
Der Vertrieb im Außer-Haus-Service lag im Oktober 2019 kumuliert über 6 Prozent über dem Vorjahr. Ein neuer Kaffee "Classic" bietet faire Qualität im Preiseinstiegs-Segment, um hier neue Kunden wie etwa Krankenhäuser zu überzeugen.

Können Gesetze helfen, das Prinzip fairen Handels noch breiter umzusetzen?
Eine gesetzliche Definition würde dem Siegel-Wildwuchs Einhalt gebieten – und Verbrauchern Orientierung bieten. Das setzt für uns Mindestpreise, langjährige Handelsbeziehungen oder die Überprüfung des kompletten Unternehmens voraus, auch hier in Europa. Ich schätze, dass man sich für ein Gesetz nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen würde. Das wäre nicht in unserem Sinne. 

Wir unterstützen die Kampagne zum Lieferkettengesetz, um in der Breite etwas zu erreichen. Am meisten tun wir für den fairen Handel, wenn wir noch mehr Kunden und Verbraucher für die Produkte unserer Handelspartner und ihrer Familien im Süden gewinnen.

Über Gepa

Seit über 40 Jahren aktiv, ist die Gepa heute eine der größten europäischen Handelsorganisationen für fair gehandelte Produkte. Gepa arbeitet mit Genossenschaften und sozial engagierten Privatbetrieben in Lateinamerika, Afrika, Asien und Europa zusammen. Faire Preise und langfristige Handelsbeziehungen ermöglichen den Partnern mehr Planungssicherheit. Hinter Gepa stehen die Organisationen Misereor, Brot für die Welt, die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej), der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und das Kindermissionswerk "Die Sternsinger". Für ihre Verdienste um fairen Handel und Nachhaltigkeit wurde die Gepa mehrfach ausgezeichnet, u. a. beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2014 als "Deutschlands nachhaltigste Marke"; gleichzeitig wurde das Unternehmen dabei unter die Top 3 der nachhaltigsten Kleinunternehmen (bis 499 Mitarbeiter) gewählt. Gepa wurde nach dem neuen Garantiesystem der World Fair Trade Organization (WFTO) geprüft.

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