Trinkgeld

Nicht nur in der Gastronomie gibt es "Tip" – ein Überblick

Trinkgeld wird im Restaurant meist gegeben.
IMAGO / Eibner
Trinkgeld wird im Restaurant meist gegeben.

Egal ob im Restaurant, im Hotel oder wenn der Pizzabote vor der Tür steht: Viele Menschen fragen sich, ob und in welchem Umfang ein Trinkgeld angemessen ist. Und: Für wen eigentlich?

Trinkgeld gehört gewissermaßen zum Alltag, zumindest wenn man eine Dienstleistung in Anspruch nimmt. Fest steht: Es ist grundsätzlich eine freiwillige Belohnung für gute Leistungen oder zufriedenstellenden Service, denn "einen Rechtsanspruch auf Trinkgeld gibt es nicht", sagt Simone Bueb von der Verbraucherzentrale Bayern.

Je zufriedener ein Gast ist, desto eher und höher wird er den Service mit einem Obolus belohnen. Klar sein sollte allerdings, dass bestimmte Berufsgruppen gar kein Trinkgeld annehmen dürfen. Zu diesen Personen gehören unter anderem Beamtinnen und Beamte, der Postbote oder die Schaffnerin. Im Allgemeinen gilt, dass Mitarbeitende öffentlicher Unternehmen kein Bargeld über den eigentlichen Rechnungsbetrag hinaus entgegennehmen sollen, betont Bueb. Kleine Sachgeschenke sind im Rahmen bestimmter Wertgrenzen aber erlaubt. Den Kugelschreiber oder das Visitenkarten-Etui muss also niemand zurückweisen - wenn sie denn nicht gerade vergoldet daherkommen.

Keine Einschränkungen in Hotel und Gastro

Für das Restaurant, an der Hotelrezeption, das Housekeeping oder den Lieferdienste gelten keine Einschränkungen. Hier liegen das "Ob" und die Höhe des Trinkgelds im Ermessen der Kundschaft. 

Jens Dzurny, Geschäftsführer Aposto Gera und Aposto Dresden, hat beobachtet, dass sich in den vergangenen beiden Jahren nichts geändert hat: "Die Gäste geben weiterhin Trinkgeld. In der Regel zwischen fünf und sieben Prozent, manchmal auch mehr. Im Liefergeschäft dagegen sieht es ganz anders aus, hier sprechen wir von etwa zwei Prozent, manchmal sogar gar nichts." Unterschiede gibt es nach seinen Erfahrungen interessanterweise bei den Altersgruppen: Ältere Gäste geben tendenziell immer Trinkgeld, jene im mittleren Alter, also beispielsweise Berufstätige, geben dagegen fast nie. "Das ist gerade bei Business Lunches auffällig. Junge Leute hingegen geben gerne Trinkgeld, in der Regel aus Sympathie - das macht viel aus", legt er nach. 

Bei klassischen Dienstleistern hätten sich fünf bis zehn Prozent des Rechnungsbetrags als Trinkgeld eingebürgert, sagt Linda Kaiser, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellschaft. Kaiser betont aber auch, dass Trinkgeld stark vom persönlichen Verhältnis zum Dienstleister abhängt. Neben der Gastrobranche gelten die Richtwerte übrigens auch bei Friseuren und Kosmetikerinnen.

Zweite Chance bei schlechtem Service

Wer zwar mit der Leistung an sich zufrieden ist, aber am Service etwas auszusetzen hat, sollte nach Einschätzung der Deutschen-Knigge-Gesellschaft nicht direkt auf das Trinkgeld verzichten. Besser sei, so Kaiser, dem Personal eine zweite Chance zu geben. Denn nicht immer tragen die Mitarbeiter die Schuld an schlechtem Service.

Im Hotel, etwa bei Inanspruchnahme des Concierges, haben sich für das Trinkgeld eher pauschale Sätze etabliert. Linda Kaiser zufolge sind beispielsweise beim Room Service ein bis zwei Euro pro Lieferung üblich. Ist ein Gast besonders zufrieden oder überzeugt das Hotel durch überdurchschnittlich guten Service, kann es mehr sein.

Ein ähnliches Vorgehen ist auch bei Lieferdiensten nicht verkehrt. "Trinkgeld hat immer etwas mit Respekt vor guter Arbeit zu tun", sagt Simone Bueb. Musste der Fahrer etwa 20 Minuten im strömenden Regen mit dem Rad zu Ihrer Wohnung fahren oder sich bis in den fünften Stock schleppen, kann man mit gutem Gewissen ein höheres Trinkgeld geben." Das gilt einmal mehr, wenn der Dienstleister freundlich und zuvorkommend ist.

Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Gastgewerbeverbands Dehoga, stellt klar: "Mit Trinkgeld kann ein Gast freiwillig guten Service honorieren. Wir erleben in der Branche derzeit eine große Empathie der Gäste. Nach der schwierigen Phase der Corona-bedingten Schließungen zeigen sich viele den Gastgebern gegenüber sehr großzügig." 

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