Nach einem 2-Tagesstart im März vor dem Quasi-Lockdown hat Deutschlands erste alkoholfreie Bar "Zeroliq" in Berlin-Friedrichshain seit Ende Mai eine feste Stammkundschaft erobert.
Mitten in die Corona-Krise hinein starteten Slavena Korsun und Peter Kenzelmann das Unmögliche: eine alkoholfreie Bar im Berliner Szene-Viertel. Das Zeroliq – Null Alkohol – liefert den Beweis, dass fröhlich Feiern auch ohne Substanzen Substanz hat.
"Buzzy drinks, zero booze", lautet der Slogan der Bar – ein kleiner, sanfter und geschmackvoller Diskussionsbeitrag. Denn derzeit ist Alkohol nicht nur gern genossen, sondern vor allem heiß diskutiert. "
Führt Alkoholkonsum zu mehr Corona-Infektionen, weil die Aufmerksamkeit für die Schutzmaßnahmen mit steigendem Pegel sinkt?", lautet die für manche provokante Frage. Der
Ruf nach Alkoholverbot in der Öffentlichkeit facht die hitzige Debatte zusätzlich an. Andererseits identifiziert Foodtrend-Forscherin Hanni Rützler
alkoholfrei als einen der drei aktuellen großen Trends. Dass ein Verzicht nicht zwangsläufig zu gähnender Langeweile führt, beweisen die Gründer des Zeroliq in Berlin-Friedrichshain.
"Frei-von" genießen in der Szene-Bar
"Alkoholfreie Cocktails können auch aus mehr als Eis, Sirup und Saft bestehen. Wir möchten unsere
Gäste auf eine Genussreise einladen – von herb, erfrischend bis blumig", verspricht Gründerin Slavena Korsun. Die Unternehmerin und Anhängerin eines gesundheitsbewussten Lebensstils hat ihre
Bar gemütlich, heimelig eingerichtet. "Sportlich leben, gesund essen, sich auf das Wesentliche konzentrieren, genießen und spannende Diskussionen führen, dafür ist Alkohol nicht nötig", findet sie. Und der Erfolg gibt ihr recht. Wer freitags oder samstags einen Platz ergattern möchte, sollte lieber im Voraus reservieren. Unter Corona-Bedingungen stehen
sechs Tische in der Einraum-Bar, fünf draußen vor den großen Fenstern. Wie es im Herbst werden wird, wenn man nicht mehr so gemütlich draußen sitzen kann, müsse sich noch zeigen. "Wir sind keine Moralisten," betont Slavena, "wir laden unsere Gäste ein zu einer Exkursion in eine alternative Bar-Erfahrung."
Zeroliq, Berlin: Buzzy drinks, zero booze
Hunderte alkoholfreie Weine, Biere, Sekte und Gins haben sie und Mitgründer Peter Kenzelmann probiert. Rund
30 verschiedene Craft Biere, zehn Weißweine, fünf Rotweine und fünf Sekte fasst die Karte. Ein besonderes Highlight sind die wechselnden Longdrinks und Cocktails. Die von erfahrenen Bartendern entwickelten
Getränkekreationen werden im Zeroliq auf Basis alkoholfreier Destillate zubereitet. Neugierige dürfen sich auf Getränke aus
fermentierten Trauben oder Anderes gar nicht Mainstreamiges freuen. Den Signature-Cocktail "summer in berlin" mit Apfelsaft, Limettensaft, Ingwer, Minze, Ginger Ale und Zimt kann man für 8,50 Euro ausprobieren. "coffee & chocolate" aus Cold Brew Kaffee mit Orange, Nelke, Zimt und Schokolade liegt bei 9,50 Euro.
Vielfältig und den Preis wert
Der rheinhessische "Schloss Sommerau", weiß, kostet 4 Euro für ein 0,2-l-Glas, die Flasche 12 Euro. 3,50 Euro kostet ein 0,15-l-Gläschen des exotisch-würzigen "SM-Sektmanufaktur Feel Free". Er hat 0,5 Prozent Alkohol, der Flaschenpreis liegt bei 16 Euro.
Passend zum Anspruch bietet das Zeroliq auch
vegane Tapas. Tortillas mit selbstgemachtem Bohnenmus oder Oliventapenade zum Wein (5 €) stehen auf der Karte. Der Nordsee-Salat mit Kartoffeln, Gewürzgurken, Dill und Apfel (7,50 €) passt zu einem der Craft-Biere wie zum Beispiel Ottakringer Nullkomma Josef, 0,33 für 3 Euro. Die ganze
Speise- und Getränkekarte können die Gäste über einen QR-Code kontaktlos auf ihrem Smartphone einsehen – immer aktuell.
Seit Ende Mai begeistern die Zeroliq-Cocktails Stammgäste und Neuentdecker im typischen Berliner Bar-Ambiente mit dunklen Wänden, Bildern und schlichtem Holz- und Flohmarktmobiliar – gar nicht weit vom berühmt-berüchtigten Club Berghain. Grünpflanzen, originell inszeniertes, warmes Licht und abstrakte Kunst laden zum zwanglosen Feiern mit Freunden und zum Kennenlernen ein. Damit hat sich Slavena Korsun einen Traum erfüllt. Das Zeroliq hat
Donnerstag, Freitag und Samstag von 17 bis 24 Uhr geöffnet. Für die Tage unter der Woche sollen bald Bier- und Weintastings in kleiner Runde starten. Doch will Slavena Korsun keine Risiken eingehen und wartet ab, bis das Corona-Infektionsgeschehen abflacht.