Insolvenz | Kulante Vermieter

Galeria will weitere Filialen retten

Das Kaufhaus in Erlangen ist eines der fünf Häuser, das ursprünglich auf der Streichliste stand und jetzt doch erhalten bleiben soll.
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Das Kaufhaus in Erlangen ist eines der fünf Häuser, das ursprünglich auf der Streichliste stand und jetzt doch erhalten bleiben soll.

Galeria Karstadt Kaufhof wird fünf Warenhäuser weniger schließen als noch zu Wochenbeginn angekündigt. Dank weiterer Zugeständnisse einiger Vermieter sollen die Warenhäuser in Bayreuth, Erlangen, Oldenburg, Rostock und Leipzig erhalten bleiben, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Zahl der geplanten Filialschließungen bei Deutschlands letztem großen Warenhauskonzern sinkt damit auf 47. Entsprechend mehr Häuser bleiben erhalten: 82.

Auch von anderer Seite hatte es zuletzt ermutigende Signale für die Beschäftigten gegeben. Der Geschäftsführer der Modekette Aachener, Friedrich-Wilhelm Göbel, sagte der dpa, er habe Interesse an mehreren von der Schließung bedrohten Standorten. Es gebe momentan keine vertragliche Regelung mit Galeria, aber beidseitig unterschriebene Verträge mit Vermietern, sagte der Manager. Diese greifen demnach, sobald eine Kündigung von Galeria eingeht – was bislang aber noch nicht passiert sei. 

Frankfurt am Main: Vorstellung des neuen Galeria 2.0-Konzepts im Oktober 2021


Göbel versprach, man werde "allen Mitarbeitern der betroffenen Filialen ein Angebot machen, für uns zu arbeiten. Ohne Ausnahme."

Zur Anzahl der Häuser, die zu Aachener-Filialen werden sollen, sagte Göbel: "Ich glaube, es werden zehn. Es könnten auch 25 werden." Seiner Aussage nach geht es um Locations in ganz Deutschland. Aachener betreibt bislang sieben Filialen in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein. Göbel war vorher Chef der Modekette Sinn.

Preis-Spirale oder Mismanagement

Galeria hatte am Montag angekündigt, 52 der zuletzt noch 129 Warenhäuser zu schließen. Auch tausende Arbeitsplätze sollen im Zuge des laufenden Insolvenzverfahrens gestrichen werden. Der Warenhauskonzern hatte Ende Oktober die Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland. Der Gesamtbetriebsrat machte allerdings auch Managementfehler mitverantwortlich für die Krise des Konzerns

Nach den Plänen des Warenhauskonzerns sollen die verbleibenden Filialen in den kommenden drei Jahren allesamt umfassend modernisiert werden. In Zukunft soll sich das Angebot vor allem auf die Bereiche Bekleidung, Schönheitspflege und Wohn-Accessoires konzentrieren. Bei der Sortiments-Gestaltung sollen die Filialen zudem mehr Eigenständigkeit erhalten. Mit Blick auf das geplante Maßnahmenpaket sagte Galeria-Chef Miguel Müllenbach: "Das Warenhaus in Deutschland hat damit eine Zukunft." Allerdings muss vor dem Neustart noch die Gläubigerversammlung am 27. März in Essen grünes Licht dafür geben. Lehnt sie den Insolvenzplan ab, droht dem Unternehmen das sofortige Aus.

Zweite Krise in Folge

Es ist bereits der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren und den damit verbundenen Schuldenschnitt wieder dauerhaft auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf während des ersten Corona-Lockdowns 2020 hatte dem Unternehmen nur vorübergehende Entlastung gebracht, trotz 40 geschlossener Filialen, 4.000 abgebauter Stellen und über 2 Milliarden Euro gestrichener Schulden.





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