Boris Tomic, Chefredakteur des Fachmagazins foodservice.
Die Bundesregierung sagt: Viel hilft viel. Und das stimmt. Bis zu 500 Milliarden Euro stehen bereit, um die deutsche Wirtschaft zu stützen. Das ist gut und richtig. Wichtig ist jetzt aber vor allem schnelle und unbürokratische Hilfe für die Gastronomie.
Bayern prescht am gestrigen Sonntag weiter voran. Nach dem
Shutdown in Berlin vom Wochenende und den
dort verhängten Auflagen mit Mindestabständen in Restaurants und Verboten von Veranstaltungen, bei denen mehr als 50 Personen zusammenkommen, hat der bayrische Ministerpräsident Markus Söder am Sonntagnachmittag bei der Sitzung des Krisenstabs
noch weitergehende Sanktionen verhängt.
Zuvor wurde bekannt, dass in Bayern die Zahl der Corona-Infizierten innerhalb nur eines Tages um 205 Fälle auf die Zahl 886 stieg (Stand Sonntag 12 Uhr).
Das "öffentliche Leben" wird daher ab dem morgigen Dienstag deutlich eingeschränkt - auch Schließungen von "Begegenungsstätten" werden angeordnet. Darunter fallen
Restaurants, Bars und Biergärten. Was Bayern vormacht, dem werden andere Bundesländer folgen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, wann in Deutschland
flächendeckend Gastro-Betriebe wie in Italien schließen müssen. Und das bei laufenden
Kosten wie Lohn und Miete.
Die Reaktion der Politik ist verständlich und sie ist
ohne Einschränkung richtig - schließlich wird konsequentes Handeln in diesen Zeiten die Zahl der Infektionen vermindern und so am Ende
ganz sicher Leben retten.
Mit der
gleichen Konsequenz aber muss die Gastronomie von der Politik verlangen dürfen, dass hier
schnell und ohne große Hürden Geld in die darbenden Betriebe fließt. Die KfW-Bank, die die Gelder verteilt, muss sofort mit den großen Vertretern der Branche Kontakt aufnehmen und ein
gerechtes System der unkomplizierten Hilfe etablieren.
Ein erstes klares und sehr schnell umzusetzendes Signal wäre die Reduktion der Mehrwertssteuer auf
Speisen in Restaurants auf 7 Prozent. Hier geht es um Tage, wenn nicht um Stunden. Erste Anzeichen von untergehenden Sternen am so vielfältigen Gastrohimmel sind bereits auszumachen.
Die größten Einbußen verzeichnen die Event-Caterer, gefolgt von der Verkehrsgastronomie. Zwischen
50 bis 80 Prozent an Umsatz seien nach ersten Schätzungen in diesen Bereichen in den ohnehin nicht so prickelnden ersten Monaten des Jahres weggebrochen.
Hubs wie große Airports und Bahnhöfe melden
die Hälfte der üblichen Passagierzahlen - entsprechend groß sind die Einbußen dort bei Foodservice. Hier geht es ganz knallhart um Arbeitsplätze. Nur mit einer schnellen Eingreif- und
offiziellen Geldverteil-Truppe ist das Schlimmste abzuwenden.
Bitte keinen Domino-Effekt
Denn Fakt ist: Das Gastgewerbe ist einer der
wichtigsten regionalen Wirtschaftsmotoren. Weder Zulieferer noch andere ebenfalls vom Tourismus abhängige Unternehmen werden es wegstecken, bricht dieser Motor wirklich zusammen. Stottern tut er allerdings bereits. Also - her mit der schnellen Hilfe!