9. Heilbronn Hospitality Symposium

Von Willenskraft und Freude am Tun

Angeregte Debatten über das Gastgewerbe und die Zukunft.
Richard Krzok
Angeregte Debatten über das Gastgewerbe und die Zukunft.

"Erfolg und Rentabilität" war das übergeordnete Motto des 9. Heilbronn Hospitality Symposiums (HHS). In zwei Vorträgen und vier Talk-Runden sprachen Vertreter aus Hotellerie und Gastronomie über Nachhaltigkeit, Erfolgsfaktoren und Vorbilder.

Knapp 300 Teilnehmer – neben Branchenvertretern auch Studenten der Hochschule – fanden sich im Forum des Bildungscampus Heilbronn ein. Das HHS wird seit neun Jahren vom Studiengang Hotel- und Restaurantmanagement unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Buer und Prof. Dr. Markus Zeller veranstaltet.

Die Eröffnungs-Keynote hielt Axel Ohm, Geschäftsführer der Überquell Brauwerkstätten in Hamburg. Bis zu seinem Gang ins Brauhandwerk samt Gastronomie weist Ohm eine bewegte Biografie auf, er selbst bezeichnet es als seine "4 Leben": In den späten 80er und frühen 90er Jahren zunächst als professioneller Surfer unterwegs folgten Stationen bei einem großen Tabakhersteller, einer Zeit in Südafrika sowie schlussendlich die Rückkehr nach Deutschland und der Start in der Gastronomie.

Vor allem aus seiner Zeit als Profisportler identifizierte Ohm zwei Eigenschaften, die seiner Ansicht nach entscheidend auf unternehmerischen Erfolg einwirken: Tagesform und Willenskraft. Während erstere schwanken kann, gebe zweitere die Ausdauer und Motivation, um am Ball zu bleiben.

9. Hospitality Symposium: Heiße Themen in der Hochschule Heilbronn


Nachhaltigkeit, Erfolg und Vorbilder

In vier Podiumsdiskussionen diskutierten je vier Gastgewerbe-Vertreter plus ein Moderator über unterschiedliche Themenschwerpunkte: Nachhaltigkeit als "Muss", wichtige Erfolgsfaktoren aus Sicht der "nächsten Generation", die Rolle von Vorbildern sowie anhand einer studentischen Arbeit über Faktoren für die Rentabilität von Gastronomie- und Hotelkonzepten.

Beim Thema Nachhaltigkeit stimmten die Teilnehmer der These zu: "Nachhaltigkeit ist eine Haltung". Nachhaltiges ökologisches Wirtschaften ergebe sich oft schon aus wirtschaftlichen Zwängen, etwa bei der Investition in energiesparende Geräte und Ausstattung. Zudem erwarteten viele Gäste oft gewisse ökologische Standards und honorierten diese auch mit höherer Zahlungsbereitschaft.

Fehler müssen erlaubt sein – um zu lernen

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels gelte gute Mitarbeiterführung als unerlässlicher Nachhaltigkeitsfaktor. Schließlich seien gute Mitarbeiter selten und ein entscheidender Faktor für den Erfolg im Gastgewerbe, so der Tenor in den Diskussionen. Für die Zufriedenheit müssten Führungskräfte flexibel auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen, Anerkennung zeigen und im Unternehmen eine Kultur etablieren, in der man beim Ausprobieren Fehler machen dürfe, um aus diesen zu lernen. Nur so tankten Mitarbeiter die notwendige Freude an der Arbeit, um sie an den Gast weiterzugeben.

Wie so etwas aussehen kann, zeigte der zweite Keynote-Speaker des Tages, Klaus Kobjoll vom Schindlerhof. In seinem Betrieb, der mehrfach als besonders mitarbeiterfreundlich ausgezeichnet wurde, küre man regelmäßig den "Fehler des Monats". Dann trinke man mit dem Verursacher Champagner und bespreche, wie man solche Fehler künftig vermeide. "Belohne fulminante Fehlschläge. Bestrafe mittelmäßige Erfolge", zitierte Kobjoll Tom Peters. Gespickt mit weiteren Anekdoten gab er den Zuhörern weitere Tipps zu aus seiner Sicht erfolgreicher Personalpolitik an die Hand.
6 Tipps zur Personalpolitik frei nach Klaus Kobjoll
1. Nicht einstellen: Die große Gruppe mit "frezeitorientierter Schonhaltung"
2. Winning the princess: "Ein Ziel zu haben ist die größte Triebkraft im Menschen"
3. "Vergiss die Leute, die sagen, dass es nicht funktioniert. Hol die, die dich nach vorne bringen."
4. Etabliere Rituale der Wertschätzung und teambildende Maßnahmen (nicht zu verwechseln mit Incentives)
5. Arbeitgebermarke regelmäßig bewerben und verbessern.
6. Kommunikation 3.0 - modern und mit hohem Maß an Transparenz.


Auch unter Unternehmern sind Fehler und Scheitern im Gegensatz zu früher keine Schande mehr, solange man daraus lerne und wieder aufstehe, klang in mehreren der Talkrunden an. Zum Ende des Symposiums richtete sich Axel Ohm von Überquell an die zuhörenden Studierenden, die gut ausgebildeten Hotel- und Gastro-Fachleute von morgen: "Hört heute gut zu und versteht die Botschaft: Ihr seid das Wertvollste, was wir kriegen können."



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