Das 29. Netzwerktreffen des Institute of Culinary Art (ICA) fand im World Conference Center Bonn statt. Das bestens besuchte Event kennzeichnete einmal mehr ein spannendes Themenspektrum. Zum Auftakt machte ICA-Präsident Gerhard Bruder Mut: "Unsere Branche hat unglaubliche Chancen und kann nicht so einfach weg digitalisiert werden."
Gleich zum Beginn stand die neue Personalsuch-Plattform 'Job verliebt' im Fokus. Sie soll breiter aufgestellt, attraktiver und interessanter werden. Das ICA hat sich zum Ziel gesetzt, mittels Branchenkampagne das größte Personal-Netzwerk der Foodservice-Branche zu werden, kündigte der Präsident an. Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, soll die Plattform über
Premium-Partnerschaften finanziert werden. Gerhard Bruder: "Keine andere Branche schafft solche Mehrwerte."
Praxisnah stellte Georg Broich seine 1734 gegründete Catering-Company vor und erklärte sein erfolgreiches Multibranding. Broich: "Wir arbeiten wie ein Hotelkonzern und sind komplett standardisiert." Weitere Erfolgsfaktoren des Unternehmers mit einem konsolidierten Umsatz von 34 Mio. Euro: Ein hoher Grad an Convenienceprodukten, 12
Foodkonzepte maßgeschneidert auf Budgets und ein One-face-to-the-Costumer-Prinzip.
Matthias Steiner zeigt seinen Weg zum Erfolg.
Das ICA goes Europe. Dazu kündigte Christian Warning, The Retail Marketeers GmbH, das internationale Netzwerktreffen in Dublin im Juni 2020 an. Damit böten sich neue Möglichkeiten zum Austausch mit internationalen Experten. Weiterer Programmpunkt: Ein fachlicher Blick von Hans-Georg Wieskus, Bunzl Verpackungen, auf die praktischen Folgen der Verpackungs VO ("Die Kunststofftragetasche ist weg.") und die Suche nach Alternativen (zum Beispiel keramisch beschichtete Becher). O-Ton: "Das ist keine Welle, sondern eine Bewegung." Hierzu der Rat, die Kommunikation umfassend und ehrlich auszurichten und eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln.
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Was motiviert junge Menschen Koch zu lernen? Kritische Anmerkungen gab es hierzu von Simon Kolar, der für seine Bewegung der Guerrilla Chefs (Motto: Keine Grenzen, keine Konventionen und 100% Leidenschaft) auf weitere "Supporting Friends" hofft. Gleichzeitig wurde eine
Guerilla Chef Academy mit Masterclasses entwickelt. Kolars Mitglieder verstehen sich auch als Serviceanbieter: "Wir sind auch Ideengeber und Partner für ICA-Mitglieder und deren Events."
Zwei weitere Impulsreferate zeigten die Leitplanken für ein neues Denken.
Denise Loga, Future Food Expertin mit weltweiter UN-Erfahrung, sorgte für eine Reise in die Zukunft und plädierte dafür, Geschäftsmodelle anders zu denken. So sorgten die "Unverpackt Läden" für einen Perspektivwechsel. Ihr Appell: "Wir sitzen alle im gleichen Boot und wissen, was wir zu machen haben - setzen sie ein Zeichen."
Prof. Dr. Tilo Hühn, ZHAW – Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, dokumentierte im Anschluss die Struktur komplexer Systeme am Beispiel der Herstellung von Schokolade. Spannend und absolut pragmatisch.
Steiner packt aus
Höhepunkte des Tages waren sicher die nächsten beiden Auftritte: On stage der Gewichtheber Matthias Steiner. Im Jahr 2008 wurde er im
Superschwergewicht über 105 kg Olympiasieger und Europameister sowie 2010 Weltmeister. Er stellte sich provokativ die Fragen: Wofür kämpft man? Und: Macht Gewichtheben Sinn? Sein Credo des sehr persönlichen und emotionalen Vortrags: Trainieren ist messbar - Erfolg ist planbar.
Matthias Steiner hat eine eigene Firma gegründet.
Den fulminanten Abschluss erledigte Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher, der die halbe Weltpolitik analysierte. Für den renommierten Wissenschaftler ist
Klimaschutz ein globales Problem und nicht national lösbar. Er plädierte für eine Kooperation zwischen Europa und Afrika - "eine Allianz für Entwicklung und Klima." Nach einem abwechslungsreichen Tag fand das Executive-Netzwerk bei kulinarischen Genüssen bis in die Nacht weiter statt. Nächster Termin ist der 9. Juni 2020 in Mannheim.