Foodwaste

4 Tipps für überschüssiges Essen

Was tun mit übrig gebliebenem Essen? (Symbolbild) Marco Schnell (r.) gibt Tipps.
Pixabay/Fairmeals
Was tun mit übrig gebliebenem Essen? (Symbolbild) Marco Schnell (r.) gibt Tipps.

Sowohl aus ökonomischen als auch ökologischen Gesichtspunkten haben Gastronomen ein grundsätzliches Interesse, dass am Ende des Tages so wenig Reste wie möglich anfallen. In der Praxis klappt das nicht immer. Marco Schnell vom Start-up Fairmeals gibt vier mögliche Tipps, mit den Überschüssen umzugehen.

Trotz strenger Kalkulaton und Prognosen sind Überschüsse nicht immer zu vermeiden. Doch wie kann man mit ihnen trotz strenger Hygienevorschrifen und Frische-Versprechen sinnvoll umgehen? Der folgende Überblick soll helfen, Vor- und Nachteile verschiedener Modelle zu vergleichen.

1. Die Tafeln und Foodsharing

Kein Aufwand - kein Ertrag, aber gesellschaflicher Nutzen: Beide Anbieter legen ihren Schwerpunkt darauf, übrig gebliebenes Essen weiter zu verteilen. Die Tafeln bauen dabei hauptsächlich auf Bäckereien und Supermärkte, um sozial Bedürftige zu versorgen.

Beim Foodsharing (Infos auf www.foodsharing.de) liegt der Fokus dagegen darauf, Essensverschwendung zu vermeiden. Privatleute holen direkt vom Anbieter Lebensmitel ab und verteilen diese innerhalb ihrer Community. Für Gastronomen fallen keine Kosten an. Sie verpflichten sich allerdings, die Speisen kostenlos abzugeben. Erträge entfallen somit.

Lebensmittelverschwendung in Deutschland
Elf Millionen Tonnen Lebensmittel insgesamt landen in Deutschland jedes Jahr im Müll, schätzt das Bundeszentrum für Ernährung. Initiativen wie United against Waste oder Zu gut für die Tonne engagieren sich gegen diese Verschwendung. In der Gastronomie sind Überschüsse durch Fehlkalkulationen oder unvorhergesehene Umstände auch immer ein wirtschaftliches Problem.

2. Partnerschafen mit lokalen Vereinen, Jugendclubs oder Kirchen

Besonders in kleineren Orten ist die Kooperaton zwischen Firmen und lokalen Vereinen oder Verbänden fester Bestandteil des Alltags. Aber auch in Großstädten gibt es freudige Abnehmer für überschüssige Mahlzeiten. Soziale Einrichtungen, Sportvereine, Kirchgemeinden, Jugendclubs und Initativen sind oftmals sehr dankbar über entsprechende Angebote. Für die meisten Organisationen ist die Verwertung von Backwaren wohl am einfachsten. Doch mit entsprechender Absprache können selbst zubereitete Speisen, z.B. bei Vereinstreffen, willkommen sein. So können Vereine und Initativen auch ohne direkte finanzielle Förderung mit Lebensmiteln sinnvoll unterstützt werden.

Zu Bedenken ist allerdings der Aufwand, den private Absprachen mit sich bringen. Es muss geklärt werden, wer wann die Überschüsse abholt, wie sie verpackt sein müssen und was beim Verbrauch ggf. beachtet werden muss.

3. Eigenverwertung: Kreative Küche und Mitarbeiterversorgung

Jeder Gastronom kennt Tricks und Kniffe, wie noch nicht ausgegebenes Essen auch am Folgetag noch Kunden sat und glücklich machen kann. Schließlich stecken in kreativen Rezepten zahlreiche Marge- Reserven. Sind Köche kreativ genug, tun sie mit leckeren "Resterezepten" nicht nur ihrem Chef einen Gefallen, sondern auch der Umwelt. Denn jedes Lebensmittel, das nicht entsorgt wird, reduziert die CO2-Bilanz und hilft dabei, Ressourcen zu schonen. Doch sind die Speisen erst einmal zubereitet und in der Auslage, dürfen sie in der Regel nicht mehr wiederverwendet werden. Was tut man also in diesem Falle?

Mitarbeiter sind oft dankbarer Abnehmer für überschüssige Speisen. Will man als Unternehmen jedoch die steuerlichen Gesetzmäßigkeiten beachten, müssen selbst Mitarbeitermahlzeiten, die vorher für Kunden gedacht waren, steuerlich angesetzt werden. Somit kann der entstandene Umweltvorteil, die bereits zubereitete Mahlzeit an Mitarbeiter weiterzugeben, schnell zu einem finanziellen Nachteil werden.

4. Lebensmittelretter-Apps

Seit Beginn 2018 gibt es die deutsche Essensretterplatorm Fairmeals (Anm. d. Red.: Marco Schnell arbeitet für Fairmeals). Sie bietet per Webseite und App Gastronomien die Möglichkeit, zum Geschäftsschluss überschüssige Speisen zu einem reduzierten Preis zu verkaufen.

So können Betriebe selbst mit einem oder zwei preiswerten Angeboten neue Kunden anlocken und so neue Stammkundschaft für das Tagesgeschäft generieren. Wenn das Essen 2-3 Stunden vor Geschäftsschluss auf der Plattform eingestellt wird, haben die Kunden Zeit, die Mahlzeit verbindlich zu reservieren und holen sie vorgegebenen Zeitfenster ab. Bezahlt wird direkt an der Kasse. Für den Service von Fairmeals fällt lediglich eine prozentuale Provision pro verkauftem Essen an. (Anm. d. Red.: Too good to go ist eine weitere App, die zur Vermittlung überschüssigen Essens genutzt werden kann).

Über den Autor
Marco Schnell ist Marketing und Communications Manager bei Fairmeals. Das Social-Start-up gibt Gastronomen die Möglichkeit, überschüssige Essen zu reduzierten Preisen zu verkaufen. Bislang gibt es den Service in Deutschland in Leipzig (dazu in Portugal in Porto), weitere Expansion ist in Planung.

Neue Technologien erfordern neuen Mut

Bei der Überschussverwendung von Speisen bieten sich neue Chancen. Dabei sollten aber alle  Aufwendungen dem möglichen finanziellen oder gesellschaflichen Mehrwert gegenübergestellt werden. Jeder Gastronom und Hotelier sollte den Mut haben, neue Optionen selbst auszu probieren. 




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