Ein halb offenes Geheimnis: 2011 wurde 8 Monate lang diskutiert, verhandelt und geplant. Deutschland sollte 2012 für die junge UK-Restaurant-Marke 'Jamie's Italian' zu den ersten internationalen Märkten gehören. Am Schluss wurden die Verhandlungen abgebrochen, es kam zu keiner Vertragsunterzeichnung.
Die Briten verhandeln jetzt mit einem nächsten potenziellen Partner neu, so
hört man.
Die Idee war es gewesen, dass
folgende in Deutschland gut etablierte Gastronomen ein nationales Konsortium bilden und den Markt gemeinsam mit einer Holding entwickeln.
Für den Norden der Republik waren dies Roland Koch, Christoph Strenger und Michael Maier (Gastro Consulting Hamburg), für die Mitte Tim Plasse (Dare Development) mit Sitz in Frankfurt sowie für den Süden Uli Springer und Marc Uebelherr (Gastro & System), München. Man hatte bereits viel vorgearbeitet, nach adäquaten Standorten gesucht, usw.
Preis- und Verhandlungspartner in der Organisation des britischen Starkochs Jamie Oliver war Ellie Frost, eine Juristin, die seit Anfang der Nuller-Dekade in Jamie's Development Team arbeitete. Sie verließ Ende 2011 das Unternehmen und damit änderte sich vieles.
Die deutschen Gastronomen wurden plötzlich mit jeder Menge Änderungen im Vorvertrag konfrontiert. Letztendlich ist man sich über die Potenzialeinschätzung des deutschen Marktes, über Lizenzgebühren und Expansionsgeschwindigkeit nicht einig geworden. Zentrale Frage: Wie sehen marktgerechte Konditionen aus? Auf Lizenzgeberseite sah man die Dinge ziemlich anders als bei den potenziellen Lizenznehmern mit ihrem örtlichen Know-how.
Roland Koch: "Wir waren fasziniert von dem Konzept. Wir haben in diesen acht Monaten gemeinschaftlich viel gelernt und hätten die Sache in Deutschland gerne in die Tat umgesetzt. Aber die Bedingungen müssen stimmen, sonst macht es keinen Sinn. Schade, wie es gelaufen ist, doch auch ohne Jamie's Italian fehlt es uns nicht an Wachstums- und Expansionschancen – ganz im Gegenteil."
In Großbritannien zählt die Fullservice-Marke Jamie's Italian zwischenzeitlich rund 25 Standorte, viele davon holen Umsätze der Größenordnung von jährlich 4 Mio. £ und mehr.
Die 2008 geborene Restaurant-Formel gehört zu den erfolgreichsten Newcomer-Konzepten Großbritanniens der letzten fünf Jahre, der Durchschnittsbon liegt bei 20 bis 25 £ (F:B – 70:30), 60 % der Food-Erlöse kommen aus dem Pasta-Sortiment. Im Schnitt zählt jedes Restaurant 4.000 bis 5.000 Gäste pro Woche bei knapp 200 Sitzplätzen. Ca. 80 Mitarbeiter pro Unit.
Jamie's Italian ist so konzipiert, dass der Gast den kulinarischen Popstar hier nicht erwartet, aber natürlich ist dieser in der Psyche des Publikums allgegenwärtig und auch die überragende Faszination hinter der Marke.
Große Frage: In welchem Umfang lässt sich diese Faszination auf die Attraktivität der Lokale in andere Länder übertragen? Bei einem ersten Store in Australien funktioniert's gut.
Die jüngste Meldung aus London: Expansion nach USA – und zwar in Eigenregie.
Generell gilt: Großbritannien ist einer der profitabelsten Gastro-Märkten Europas. Bei relativ hohen Verkaufspreisen und relativ niedrigen Personalkosten liegt hier der Profit typischerweise weit höher als in den meisten Ländern auf dem Kontinent. Pubs beispielsweise sind in vielen Fällen bei hohen Bierpreisen sowie trinkfreudigem Publikum wahre Geldverdienmaschinen.
www.jamieoliver.com