Corona-Krise / USA

Howard Schultz fordert Marshall-Plan

Howard Schultz, ehemaliger Starbucks-CEO, warnt vor den Folgen des Corona-Shutdowns in den USA.
Imago Images / ZUMA Press
Howard Schultz, ehemaliger Starbucks-CEO, warnt vor den Folgen des Corona-Shutdowns in den USA.

In Anlehnung an das Konjunkturprogramm der Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg fordert der ehemalige Starbucks-CEO Howard Schultz einen neuen Marshall Plan für Kleinunternehmen in den USA. Dieser soll rund 30 Millionen Unternehmen während und nach der Corona-Krise wirtschaftlich unterstützen.

In seinem Schreiben warnt Howard Schultz, dass die gewachsenen Schlangen vor den öffentlichen Essensausgaben in Kalifornien und Iowa erst der Anfang sein werden, wenn die US-amerikanische Regierung den ca. 30 Millionen Kleinunternehmen nicht stärker als bisher unter die Arme greift. Die Kosten für Versäumnisse, so argumentiert er, werden weitaus höher sein als die Kosten für mutige Entscheidungen. Aktuell würde die Wirtschaft und das soziale Gefüge des Landes auf eine Weise getestet, die keine lebende Generation so je gekannt hat. 

Über Howard Schultz
Howard Schultz startete seine Karriere bei Starbucks 1982 als Operation und Marketing Direktor. Ein paar Jahre später kaufte er die Marke von ihren Gründern und baute das Unternehmen in den nächsten Jahrzehnten zu einer globalen Größe mit weltweit mehr als 31.000 Stores auf. 2000 verließ er Starbucks, nur um 2008 erneut das Ruder zu übernehmen. 2018 verkündete Schultz seinen endgültigen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat, um sich künftig mehr um seine Familie zu kümmern. Eine mögliche Präsidentschaftskandidatur für die Wahl 2020 zog Howard Schultz 2019 nach wenigen Monaten zurück.


Zu den Kleinunternehmen zählt Schultz auch die knapp 500.000 unabhängigen Restaurants in den Vereinigten Staaten, die die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit am stärksten zu spüren bekommen. 

Langfristige Unterstützung von Nöten

Statt Band-Aid-Lösungen, zu denen der Starbucks-Veteran auch die bisherigen Staatshilfen wie das Paycheck Protection Program (PPP) zählt, braucht es langfristige stabilisierende Lösungen, die die Wirtschaft bis zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus unterstützen. Es werde keinen magischen "Tag X" geben, an dem das Virus besiegt ist und alle Unternehmen einfach wieder eröffnen können. Die meisten verfügten nicht über die Ressourcen, um 100 Prozent ihrer Mitarbeiter wieder anzustellen, Regale aufzufüllen oder ihre Rechnungen zu bezahlen. 

Deswegen, so schlussfolgert Howard Schultz, braucht es einen neuen Marshall Plan. Aus diesem sollen kleine Unternehmen Darlehen erhalten, die die Kosten abdecken, die Unternehmen für die Wiedereröffnung und Neufindung in der von Corona geprägten Wirtschaft benötigen. Zu diesen Kosten gehörten Dinge wie etwa Ausbauten an Arbeitsplätzen und Einzelhandelsflächen, um soziale Distanzierungsregelungen einhalten zu können, regelmäßige Virentests für Kunden und Mitarbeiter, Einstellung und Ausbildung, Wieder- oder Neuentwicklung von Lieferketten und Umstellung von Produkten und Dienstleistungen auf die sich ändernden Kundenanforderungen.

Zum Marshall-Plan
Der Marshall-Plan, auch als European Recovery Plan (ERP) bekannt, war ein gigantisches Wirtschaftsförderungsprogramm für die europäischen Länder nach dem Zweiten Weltkrieg. Präsentiert wurde er im Juni 1947 vom US-amerikanischen Außeminister George C. Marshall, bevor der Plan im Juli des gleichen Jahres auf der Marshall-Plan-Konferenz in Paris von 16 Staaten ratifiziert wurde. Zwischen 1948 und 1952 stellten die USA insgesamt 12,4 Mrd. US-Dollar bereit, die in Form von Krediten, Rohstoffen und Lebensmitteln nach Westeuropa geliefert wurden.


Diese "Transformations"-Darlehen, so schlägt der Ex-Starbucks-CEO vor, sollten wie eine Anschubfinanzierung funktionieren, aber längerfristig angelegt und niedriger verzinst sein, sowie ein Jahr ohne Rückzahlungen auskommen. Darüber hinaus fordert er die Gründung einer neuen Bundeseinrichtung, die Kredite von Banken aufkauft und so das Kreditrisiko für die Banken beseitigt. Kredite und Zuschüsse für kleine Unternehmen könnten zudem auch von Philanthropien (reichen Spendern) und großen Unternehmen bewilligt werden, sowie Howard Schultz dies bereits selber mit seiner "Schultz Family Foundaton" getan hat. 

Wirtschaftlichen Niedergang verhindern

Amerikas 30 Millionen kleine Unternehmen sind ein starker wirtschaftlicher Motor. Insgesamt beschäftigen sie rund 59 Millionen Menschen, schaffen zwei Drittel der neuen Nettoarbeitsplätze und machen nach Angaben der Small Business Administration 44 Prozent der US-Wirtschaftstätigkeit aus. Ihren Niedergang, unterstreicht Howard Schultz, gilt es zu verhindern, auch, um die Verschärfung der wirtschaftlichen Ungleichheit nicht weiter voranzutreiben. Die Pandemie könne für den amerikanischen Kapitalismus zu einem entscheidenden Moment werden.
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