Aus für Corona-Quarantäne in Österreich - auch wegen sozialer Folgen.
Mitten in der sommerlichen Corona-Welle schaffen Frankreich und Österreich Corona-Regeln ab. "Wir machen jetzt Verkehrsbeschränkungen statt verpflichtender Quarantäne", sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) in Wien. Die grundsätzliche Lockerung gelte ab 1. August. Auch Infizierte dürften nun weiter unterwegs sein, allerdings mit FFP2-Maske.
"Wer krank ist, bleibt zu Hause", appellierte Rauch zugleich an die Bürger. Die Entscheidung sei gerade auch mit Blick auf die
psychischen und sozialen Folgen der Corona-Krise gefallen, sagte der österreichische Gesundheitsminister. Weltweit hätten Ängste und Depressionen zugenommen. "Wir gehen einfach gut vorbereitet in eine neue Phase der Pandemie-Bekämpfung."
"Wir können die Pandemie nicht wegtesten, nicht wegimpfen und nicht wegabsondern", hieß es.
Weiterhin gelte eine Meldepflicht, um einen Überblick über das Krankheitsgeschehen zu behalten. Im Herbst drohe mit der
Gaskrise, der
Teuerung und dem Krieg in der Ukraine ohnehin eine schwierige Situation für die Bevölkerung, sagte Rauch der "Tiroler Tageszeitung". "Ich bin Sozial- und Gesundheitsminister, deshalb beschäftigt mich mittlerweile die soziale Frage und die Frage der sozialen Verwerfungen mindestens ebenso intensiv wie die Corona-Krise", sagte Rauch der Zeitung.
Internationale Vorbilder
Rauch verwies auf
internationale Vorbilder wie Dänemark, Norwegen, Großbritannien, Spanien und die Schweiz. Dort sei die Quarantäne ohne größere Folgen teils seit Monaten abgeschafft. Deutlich wie nie stellte die Regierung auch die Aussagekraft der Zahl der Covid-Patienten in den Krankenhäusern infrage. Eine genaue Analyse ergebe, dass nur etwa
die Hälfte der entsprechenden Patienten als Hauptdiagnose Covid habe, sagte Katharina Reich, Expertin des Gesundheitsministeriums.
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Corona-Maßnahmen
Scholz schließt Lockdown wie in den vergangenen Jahren aus
Der Bundeskanzler geht davon aus, dass in der kommenden kalten Jahreszeit keine so drastischen Corona-Maßnahmen mehr nötig sind, wie das in den letzten beiden Jahren der Fall war.
Zu den Verkehrsbeschränkungen zählt ein
Betretungsverbot für infizierte Besucher in Krankenanstalten ebenso in
Pflege-, Behinderten- und Kureinrichtungen. Wie aus dem der Nachrichtenagentur APA vorliegenden Entwurf weiter hervorgeht, dürfen aber infizierte Mitarbeiter an diesen Orten mit Maske weiter ihrem Job nachgehen.
Im Freien und bei einem Mindestabstand von zwei Metern entfällt die Maskenpflicht.
Bis Oktober befristet
Zum Schutz besonders gefährdeter Menschen wird die Risikogruppen-Verordnung bis Oktober befristet wieder in Kraft gesetzt, wie Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) sagte. Damit können
Mitarbeiter freigestellt werden, die trotz Impfung schwere Verläufe zu befürchten haben oder aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich liegt mit rund 900 Fällen pro 100.000 Einwohner und Woche über dem deutschen Wert.
Im Vergleich zum Sommer des Vorjahres müssen aktuell wesentlich mehr Patienten in den Krankenhäusern betreut werden.
Frankreich verzichtet auf alle Regeln
In Frankreich gelten seit dem 1. August
überhaupt keine Corona-Regeln mehr. Weder e
in Nachweis über den Impfschutz, noch Negativtests oder Genesenenstatus werden in der Grande Nation zukünftig verlangt. Nur die Möglichkeit obligatorischer Corona-Tests an den Landesgrenzen bleibt noch bestehen.